Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Philippe Jaccottet wurde 1925 in Moudon im Kanton Waadt geboren; er besuchte die Universität in Lausanne, begann früh zu schreiben, arbeitete als Verlagslektor in Paris, veröffentlichte 1947 seine erste Übersetzung (Th.Manns Tod in Venedig), heiratete 1953 die Malerin Anne-Marie Haesler und zog nach Grignan in der Drôme, wo er seither als in seiner Landschaft lebt. Zu seinen Freunden zählen und zählten Gustave Roud, Giuseppe Ungaretti, Francis Ponge, André du Bouchet, Yves Bonnefoy, Jacques Dupin. Er übersetzte aus dem Griechischen (Platons Gastmahl, Homers Odyssee), aus dem Deutschen (Hölderlin, Rilke, vor allem Musil, den er in Frankreich bekannt machte), aus dem Italienischen (Leopardi, Ungaretti), aus dem Spanischen (Góngora) und aus dem Russischen (Ossip Mandelstam).
Neben diesen Übersetzungen und einer großen Anzahl kritischer Aufsätze meist zur zeitgenössischen französischen Literatur entsteht durch die Jahre hin in Vers und Prosa ein dichterisches Werk, das bald seinen eigenen Ton und eine aus Angefochtenheit sich stärkende Sicherheit gewinnt, aus Vertrauen auf den Beistand des Unscheinbaren einen wie beflügelten Aufschwung ins Offene. (Friedhelm Kemp)
In deutscher Übersetzung: Elemente eines Traumes, München 1968, Stgt. 1988; Gedichte.( franz./dtsch ) Stuttgart 1985; Der Spaziergang unter den Bäumen. Zürich 1988; Die Kormorane und Beauregard. München 1991; Landschaft mit abwesenden Figuren. Stuttgart 1992; Fliegende Saat. München 1995; Nach so vielen Jahren. München/Wien 1998.
Tant d’années,
et vraiment si maigre savoir,
coeur si défaillant?
Pas la plus fruste obole dont payer
le passeur, s’il approche?
- J’ai fait provision d’herbe et d’eau rapide,
je me suis gardé léger
pour que la barque enfonce moins.
So viele Jahre
und wahrhaftig so dürftiges Wissen,
so leicht versagendes Herz?
Nicht die schäbigste Münze, den Fährmann
zu entlohnen, wenn er herankommt?
- Sieh meinen Vorrat: Gras und rasches Wasser,
ich habe mich leicht erhalten,
auf daß der Nachen weniger einsinkt.
Philippe Jaccottet. Aus dem Französischen von Friedhelm Kemp.
„Tant d’années – So viele Jahre“
Philippe Jaccottet
liest aus seinem Werk
(französisch/deutsch)
anläßlich der Verleihung des Horst-Bienek-Preis 2000
der Bayerischen Akademie der Schönen Künste am 7.12.00.
Einführung: Friedhelm Kemp
Es lesen ihre Übertragungen ins Deutsche:
Friedhelm Kemp, Elisabeth Edl
und Wolfgang Matz
Bayerische Staatsbibliothek, Sitzungssaal
Ludwigstr.16, 1.Stock, links
(U 3 / U 6 Universität)
In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsbibliothek und mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats/Literatur.
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Eintritt: DM 10,- / DM 7,-
Mitglieder Lyrik Kabinett sowie Freunde u. Förderer der Bayerischen Staatsbibliothek:
freier Eintritt