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Psalmen

Arnold Stadler, geb. 1954 in Meßkirch (Baden), aufgewachsen auf einem Bauernhof in Rast, einem kleinen Dorf bei Meßkirch. Er studierte katholische Theologie in München und Rom („ursprünglich wollte ich Papst werden“), anschließend Germanistik in Freiburg und Köln. Schon in seiner Dissertation von 1986 Das Buch der Psalmen und die deutschsprachige Lyrik des zwanzigsten Jahrhunderts zeigt er zwei unterschiedliche Arten, wie sich die deutsche Literatur den Psalter aneignete: einmal an Brecht, der 1920 eigene „Psalme“ schrieb, und einmal an Celan, der nach der Katastrophe der Shoa in den Texten der Väter einem verlorenen Sinn nachspürt. Das Ungenügen, das Stadler an der Einheitsübersetzung empfand („Arme Gemeinde! Übersetzen heißt doch auch: zur Sprache bringen. Nicht zu Tode übersetzen, sondern in eine Sprache, die lebt.“), führte ihn dann dazu, selbst Übertragungen der Psalmen ins Deutsche zu unternehmen. Erste Übertragungen erschienen als Warum toben die Heiden und andere Psalmen (Residenz, 1995), später ergänzt als Die Menschen lügen, alle (Insel, 1999).
Auszeichnungen (Auswahl): Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (1998). Alemannischer Literaturpreis (1999). Georg-Büchner-Preis, Darmstadt (1999). Stadler hat bereits zweimal im Lyrik Kabinett gelesen.

„Die Psalmen sind voller Leben, wirklich, nicht buchstäblich. Selten sind Leben und Literatur eine solche Einheit eingegangen. […] Die Psalmen sind nicht glatt oder handlich. Sie sind keine Texte der Empfindsamkeit. Sie lullen nicht ein, sondern rühren auf. Sie wenden sich an einen Gott, der da ist, hilft; und zwar Menschen und Tieren!“ (Arnold Stadler)

Ihr Gewaltmenschen!
Wie lange noch wollt ihr mir ans Leben? und
warum lebt ihr zum Schein,
warum euer Lügenleben?
Sela.
Ihr könnt es doch sehen:
Es ist ein Wunder, wie er den Seinen hilft.
Ja,
er ist es, der mich hört, wenn ich schreie.
Laßt euch aufrühren, kommt zu euch,
geht in euch,
werdet still!
Sela.

Psalm 4, übertragen von Arnold Stadler

Eine Andeutung nur, ein gewisses Nichts ist der Mensch. Sela

Psalmen

Arnold Stadler

liest aus seinen Nachdichtungen.

Als Zwischenspiel erklingt Orgelmusik von
Julius Reubke über Worte des 94. Psalms
interpretiert von Hildegard Bleier.

Sonntag­, den 06.11.2005
20:00 Uhr

Asam-Kirche, Sendlinger Str. 32

Eintritt: €10,- / €7,-
Mitglieder Lyrik Kabinett und KünstlerSeelsorge: frei