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Rainer Kirsch liest aus seinen Gedichten

Rainer Kirsch, geb. 1934 in Döbeln, studierte Geschichte und Philosophie in Halle (Saale) und Jena. 1957 wurde er wegen „abwei-chender ideologischer Auffassungen“ von der Universität relegiert, arbeitete danach zunächst in einer Druckerei, als Chemiearbeiter und in der Landwirtschaft. Seit 1960 freier Schriftsteller. Zusammen mit Sarah Kirsch, mit der er 1960-1968 verheiratet war, veröffentlichte er erste Gedichte und eine Reportage. 1963-65 studierte er bei G. Maurer am Leipziger Literaturinstitut „Johannes R. Becher“. Er gilt als ein Vertreter der sog. ‚Sächsischen Dichterschule’. Nach Auseinandersetzungen um seine Arbeiterkomödie Heinrich Schlaghands Höllenfahrt wurde er 1973 aus der SED ausgeschlossen. 1990 erster frei gewählter Präsident des DDR-Schriftstellerverbandes. Kirsch trat auch als Essayist, Librettist und sehr erfolgreicher Kinderbuchautor hervor und übersetzte Gedichte von A. Achmatowa, O. Man-delstam, J. Keats, P. B. Shelley, Petrarca sowie Theaterstücke von E. Rostand, Molière, W. Majakowski u.a. ins Deutsche. Seit 1975 Mitglied des PEN der DDR, seit 1990 Mitglied der Akademie der Künste, seit 1998 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste.
Kirsch ist ein traditions- und formbewusster Dichter und bewegt sich virtuos in den diversen Formen der Lyrik.

Konrad Franke, geb.1938 in Bad Schandau (Sachsen). Studium der mittleren und neuen Geschichte, der neueren dt. Literaturgeschichte und Volkskunde; 1965 Promotion. 1971 veröffentlichte er die erste Geschichte der DDR-Literatur. Er ist Journalist und Autor und leitete bis 2002 den Kulturbereich beim DeutschlandRadio Berlin. Seit Jahren Beschäftigung mit Alten- und Pflegeeinrichtungen, 2008 erschien sein jüngstes Buch “Gut leben im Heim. Unsere Alten- und Pflegeheime sind besser als ihr Ruf.“

Petrarca, auf dem Weg über die Alpen, bedenkt seinen Husten

Ich huste, wenn ich huste, meistens jambisch.
So daß ein Arzt, wofern ich ihn besuchte,
Mich, nähm ers wahr, als Unrettbaren buchte
Und stracks ins Beinhaus wiese. Indes schlampig

Sind, wie der Zeitgeist, heute die Doktoren
Und haben keinen Dunst mehr, was ein Vers ist,
So daß ich, ob der Klang auch sacht pervers ist,
Canzonen krächze in Banausenohren.

Wie priesen wir doch jung die Konsequenz
Und des Gedankens Schärfe, die so frisch macht
Und mählich mit dem Flachsinn reinen Tisch macht;

Wüstesten Wintern, sang man, folgt ein Lenz.
Und doch halt alternd ich am Loben fest:
Ich lob den Schlamp, da er mich leben läßt.

Rainer Kirsch, Juli 1996
aus: Petrarca hat Malven im Garten und beschweigt die Welträtsel
Witzwort 2002

Petrarca hat Malven im Garten
und beschweigt die Welträtsel

Rainer Kirsch
liest aus seinen Gedichten.


Einführung: Konrad Franke

Montag­, den 22.06.2009
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei