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Samische Stimmen

Die samische Literatur baut auf einer langen mündlichen Tradition auf, was sich nicht zuletzt in der Erneuerung und Modernisierung der Joikdichtung zeigt. Mensch und Natur waren immer zentral in der samischen Dichtung, doch in den letzten Jahren ist eine systematische Erforschung der Natur des Menschen zu beobachten. Ethnische Identitätsfragen und die Zugehörigkeit zur samischen Gemeinschaft weichen einer stärker am Individuum orientierten Lyrik.
Die Auswahl dieses Abends deckt beide Seiten der samischen Dichtung ab: die traditionelle mit ihrer klaren Bindung an die ältere Joikdichtung und die neueren Entwicklungen, die innere und äußere Natur als Widerspiegelungen auffassen. Die Gedichte werden im Original auf Samisch sowie in einer deutschen Nachdichtung präsentiert. Der Abend wird außerdem von traditionellem samischen Joik-Gesang begleitet.

Harald Gaski, 1955 in Tana in Nord-Norwegen geboren, arbeitet als wissenschaftlicher Angestellter an der Universität in Tromsø. 2006 erhielt er den nordisch-samischen Sprachpreis Gollegiella (Goldsprache) für seine umfassenden Bemühungen um das Samische. Durch seine Forschungen und Publikationen wirkte er daran mit, samische Literatur weltweit bekannt zu machen. Außerdem trug er dazu bei, dass sich das Samische zu einer modernen Kommunikationssprache entwickelt hat.

Ánde Somby wurde 1958 in Tana in Nord-Norwegen geboren. Er promovierte in Jura und arbeitet als wissenschaftlicher Angestellter an der juristischen Fakultät der Universität in Tromsø. Er war Vorsitzender des Zentrums für Samische Studien an jener Universität. Somby tritt seit 1976 als Joik-Sänger auf und hat eine CD mit der Gruppe Vajas eingespielt.

Habe mich so weit verlaufen,
daß ich schon fast wieder den Weg finde.
Das Fremde bekannt
näher der Bruder
Mutters Hand wärmer
ein Schwall fremder Worte.
Wege tun sich auf
mit reißenden Wassern,
unbekannten Meeren entgegen


Rauni Magga Lukkari

Unser Leben
ist wie eine Skispur
auf der weissen Weite
Der Wind wischt sie aus
bevor der Tag graut.


Paulus Utsi

... wir haben hier gelebt
von Geschlecht zu Geschlecht
die Sonne ist gestiegen, gesunken
hat Leben gegeben

aber wenn
sie
kommen,
finden
sie dieses Land, uns

und wir sind Steine, Gewächse, Tiere, Fische
Wasser, Wind, Erde, Himmel
und sie gehen durch uns hindurch
ohne zu sehen...


Nils-Aslak Valkeapää
Nachdichtung entstand am Institut für Nordische Philologie

Samische Stimmen


Ein Abend mit Lyrik der nordischen Urbevölkerung
(samisch / deutsch)

Vorgestellt von Harald Gaski und
dem Joik-Sänger Ánde Somby

Lesung der deutschen Texte: Hanna Eglinger

Mittwoch­, den 26.11.2008
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei