Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Sándor Kányádi, geb. 1929 in Nagygalambfalva (rumänisch: Porumbenii Mari), einer Székler ungarischen Gemeinde, wuchs in traditionsgebundener bäuerlicher Umgebung auf. Seit 1950 lebt er in Klausenburg. Dort studierte er kurzzeitig an der Theaterakademie, dann an der Bolyai-Universität Ungarische Literatur. Während des Studiums Redakteur literarischer Zeitschriften. Von 1960 bis zu seiner Pensionierung als Gymnasiallehrer 1990 war er Mitarbeiter der Klausenburger Kinderzeitung Napsugár. Sein erster Gedichtband Virágzik a cseresznyefa (Der Kirschbaum blüht) erschien 1955 in Bukarest. In seinen weiteren Gedichtbänden ist eine Wandlung von der Direktheit der Subjektivität zur symbolischen Aufarbeitung des Erlebnisstoffes bemerkbar. Nach vielen Einzelbänden erschienen 2000 seine Gesammelten Gedichte - Kányádi Sándor válogatott versei. – Auch als literarischer Übersetzer machte er sich einen Namen: 1977 erschienen seine Übersetzungen aus der siebenbürgisch-sächsischen Volksdichtung, 1989 die aus der siebenbürgisch-jiddischen Volksdichtung – jeweils in einer zweisprachigen Ausgabe. 1999 gab er eine Sammlung seiner Übersetzungen in dem Band Csipkebokor az alkonyatban (Wilder Rosenbusch im Abendlicht) heraus. Er veröffentlichte auch zahlreiche Kindergedichtbände.- Auszeichnungen u.a.: Literaturpreis des Rumän. Schriftstellerverbandes (Bukarest 1978), Kossuth-Preis (Budapest 1993), Herder-Preis (Wien 1995).
Mária Kelemen, geb.1959 in Szombathely, Ungarn. Studium der Hungarologie und Germanistik in Budapest. Magister Artium 1983. Zur Zeit lebt sie in München, wo sie am Institut für Finnougristik als Lektorin für Ungarisch tätig ist.
RÖVID FOHÁSZ
parlagon uram parlagon
ne végy munkába pihentess még
mint régen a szántóvetõk
a búzaföldet pihentették
ugarnak hagyták parlagon
idõ kell a szelíd csodákhoz
nem mindegy uram tudhatod
hogy utódom áld-e vagy átkoz
Sándor Kányádi, 1991.
STOSSGEBET
brachliegen, Herr, brachliegen
führe mich nicht in die Pflicht
laß mich noch ruhen wie in alter Zeit
die Bauern den Weizenacker
ruhen ließen, Brache hielten
die sanften Wunder brauchen Zeit
es ist nicht egal, Herr, du weißt ja
ob Segen mir folgt oder Fluch
Sándor Kányádi, 1991.
Aus dem Ungarischen von Ingrid Schellbach-Kopra
„Geschichtsstunde“
Sándor Kányádi
liest aus seinen Gedichten.
(ungarisch/deutsch)
Einführung und Moderation: Mária Kelemen
Die deutschen Fassungen liest: Helga Roloff
Bayerische Staatsbibliothek, Sitzungssaal
Ludwigstr.16, 1.Stock, links
(U 3 / U 6 Universität)
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Finnougristik
der Ludwig-Maximilians-Universität,
dem Ungarischen Institut München e.V.
sowie der Bayerischen Staatsbibliothek.
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Eintritt: DM 10,- / DM 7,-
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei