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schattenspiele

Yang Lian, geb. 1955 als Sohn chinesischer Diploma-
ten in Bern, wächst im Peking der Kulturrevolution auf - 1974 wird er wie viele Jugendliche zur „Umerziehung“ aufs Land verschickt. 1977 kehrt er nach Peking zu-
rück und arbeitet als Programmgestalter beim chin. Rundfunk. Er unternimmt ausgedehnte Reisen auf den Spuren der Geschichte Chinas. Ab 1978/79 kursieren seine Gedichte im Untergrund und werden in den 80er Jahren auch in Zeitschriften veröffentlicht. 1983/84 wird er im Laufe der Kampagne „geistige Verschmutzung“ kritisiert, 1989 überrascht ihn auf einer Vortragsreise in Neuseeland die Nachricht von der Niederschlagung der Demokratiebewegung. Seitdem lebt er im Exil, zu-
nächst in Neuseeland (dessen Staatsbürger er ist) und seit einigen Jahren In London. 1997 nahm er an der „documenta“ teil, 1999 erhielt er den Flaiano International Prize for Poetry. – Yang Lian war u.a. Stipendiat der Akademie Schloß Solitude, des DAAD Berlin u. des Künstlerhauses Schloß Wiepersdorf, zur Zeit ist er Stipendiat der Villa Waldberta. - Er ist verheiratet mit der Künstlerin Yo Yo – zusammen mit ihr und Albert Ostermaier hat er bereits 1995 im Lyrik Kabinett gelesen.

In deutscher Sprache: Pilgerfahrten. Gedichte (1987); Masken und Krokodile. Gedichte (1993); Gedichte. Drei Zyklen. (1993); Geisterreden. Essays (1995); Der Ruhepunkt des Meeres. Gedichte (1996).

Wolfgang Kubin, geb. 1945 in Celle, ist Professor für Sinologie u. Geschäftsführender Direktor am Sinologischen Seminar der Univ. Bonn. Er ist Hg. der Zeitschriften minima sinica. Zeitschrift zum chinesischen Geist und Orientierungen. Zeitschrift zur Kultur Asiens. Die Bandbreite seiner Veröffentlichungen umfaßt sowohl den Bereich der klass. als auch der modernen chin. Literatur sowie die Geistesgeschichte. - Im Lyrik Kabinett hat er bereits Duo Duo (1994), Yang Lian (1995), Leung Ping Kwan 1998) und Bei Dao (1999) vorgestellt, die er alle auch übersetzt hat.

Eigene Gedichtbände: Das neue Lied von der alten Verzweiflung (Bonn 2000) und Narrentürme (Bonn 2002).

 

 

Schattenspiele
 
Ein Schmerz hat wie das Schöne sich selbst zum Ziel
Eine Wand ist die Bühne für den Weg einer Katze
und ein Tanz der Pomp für die dritte Person
Tief liegt eine Hand, bereit zum Wurf der Abendsonne
Unter Schatten liebt sich das Geschlecht, verwirft
sich, Fledermausschreie zu Gebote, ein Abend ist flink
auf Pfoten, der Moment im Auge einer Katze, die
springt, Häute empfangen eine gestutzte Heimat
 
Zur Bleibe in einer Tätowierung
Ein Rollenspiel wird Komödie dank Unendlichkeit
eine Lampe Abendrot, die Realität seitlich im Griff
Die Schatten kleiden sich in Menschenwürde
Täglich näht ein Gelächter ein Lachen zu, tief
echot die Meuchelhand, unter Katzenpfoten
Aller Sonnenuntergang leckt das eigene Blut, trägt
seinesgleichen ins beifällige Schwarz, geht schlafen
                                                    mit Geschenken
   

Yang Lian: Sechzehnzeiler (unveröffentlicht)
Aus dem Chinesischen von Wolfgang Kubin

"Schattenspiele"

Yang Lian

liest aus seinen Gedichten.

(chin./dtsch.)

 

Einführung:

Wolfgang Kubin

Montag­, den 08.04.2002
20:00 Uhr

Lyrik Bibliothek, Schellingstr. 3 / Rgb.

(U3 / U6 Universität)

 

In Zusammenarbeit mit der Villa Waldberta

 

Mit freundlicher Unterstützung
des Kulturreferats/Literatur

Eintritt: € 5,50 / € 3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: freier Eintritt