Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Ouyang Jianghe zählt zu den bedeutenden Stimmen der chinesischen Gegenwartslyrik. Geb. 1956 in der Provinz Sichuan, verfasste er bereits im Alter von 21 Jahren erste Gedichte und Essays über Musik und Ästhetik. 1993-97 hielt er sich in den USA auf. 1997 war er Gast der Akademie „Schloß Solitude“ in Stuttgart. Ouyang gehört (wie die gleichfalls von W. Kubin übersetzten Zhang Zao und Zhai Yongming) zu den sog. „Fünf Meistern aus Sichuan“, die sich bewusst von der „Hermetischen Schule“ eines Bei Dao oder Yang Lian absetzten. Modernen Idealen oder Allgemeinbegriffen – wie Geschichte, Kultur, Volk oder Nation – sowie großen, metaphysischen Erzählungen gegenüber skeptisch, beschäftigen sich seine Gedichte überwiegend mit Themen des Alltags, dem Unscheinbaren, Privaten in seiner Konkretion und Plastizität. Ouyang lebt in Peking, im Brotberuf als Berater für ein Importunternehmen klassischer Musik.
Wolfgang Kubin, geb. 1945 in Celle, ist Professor für Sinologie an der Universität Bonn, Lyriker und Schriftsteller, Herausgeber (etwa des zehnbändigen Referenzwerks Die Geschichte der chinesischen Literatur im K. G. Saur Verlag) und Übersetzer zahlreicher chinesischer Lyriker.
[…]
All der geheime Sinn der Zivilisation liegt im Vorfertigen und Arrangieren.
Wir sind informiert, der Tod von Speise und Trank steht bevor,
er ist unumkehrbar, er stützt nun Sein
und Zeit. Die Zeitform der Verben wird in die Speisekarte gemischt.
Die innere Existenz von Tieren, das Blut von Tusche; beim Wüten der Messer im Herz der Worte passen der Schrei der Leiber, das Protein und das Fett, passen
all diese Dinge ineinander. Vergessen und Verdauung gehören zusammen.
Vergessen, das ist Lesen, Verdauung trübt den kurzsichtigen Blick.
Mir ist es unmöglich, Gesprochenes und Geschriebenes zu unterscheiden […]
Laß mich öffnen jene grenzüberschreitenden, zusammengestoppelten
Doppelbedeutungen von Worten und prüfen die reale Umwelt von Schreiben und Essen,
die Lesestoffe, Gebäude, die Zivilisierten, unterwegs inmitten.
[…]
Ouyang Jianghe, aus: Schnellimbiss (2010)
Auszug aus dem titelgebenden Gedicht; übersetzt von Wolfgang Kubin
Schnellimbiss
Ouyang Jianghe
liest aus seinen Gedichten (chinesisch).
Einführung, deutsche Übersetzungen und deren Vortrag:
Wolfgang Kubin
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei