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Sempre aperto teatro – immer offenes Theater

Patrizia Cavalli, geb. 1947 in Todi, lebt seit 1968 in Rom. Nach einem Studium der Philosophie in Rom, begann sie ihre Laufbahn als Lyrikerin – auf Ermutigung von Elsa Morante – und übersetzte daneben Shakespeares Sommernachtstraum und Sturm sowie Molières Amphitryon ins Italienische. Zusammen mit Patrizia Valduga und Dacia Maraini zählt Cavalli zu den bedeutendsten weiblichen Stimmen der Lyrik Ihrer Generation. Bislang erschienen von ihr vier Gedichtbände: Le mie poesie non cambieranno il mondo (1974), Il cielo (1981), zusammen mit unveröffentlichten Gedichten nachgedruckt in Poesie 1974-1992, Sempre aperto teatro (1999), für das sie den Premio Viareggio Repaci erhielt, und in diesem Jahr Pigre divinità e pigra sorte.

Seit ihren Anfängen unabhängig von experimentellen Moden wie fern jedes orphischen Pathos, leben Cavallis Gedichte – an ihrer Oberfläche – aus einer akribischen Wahrnehmung des Alltags, den sie jedoch mit unerbittlicher Behutsamkeit auf seine existentielle Dimension auslotet. Dabei bildet ihre Option für die traditionellen Formen des Elfsilblers und sogar des Reims das Gerüst wie das Forum für eine skeptische Auflösung aller Alltagsgewißheiten. Sie selbst sagt von sich: “Meine Haltung gegenüber den Dingen [der Realität] ist zeitgleich von einer völligen Distanziertheit und einer absoluten Zuwendung zu ihnen gekennzeichnet. Wie das möglich ist? Man muß bloß schizophren sein. Wer Lyrik schreibt, folgt einem doppelten Prinzip: Festhalten an und Bejahen der Realität und Kälte der Beobachtung.”

Maria Pflug übersetzt seit 20 Jahren aus dem Italieni-schen u.a. C. Pavese, N. Ginzburg, F. Ramondino, P. P. Pasolini und N. Naldini.
Weitere Übersetzungen aus der Lyrik Patrizia Cavallis wurden dem Lyrik Kabinett freundlicherweise von Alessandro Anghinoni zur Verfügung gestellt.

Poco di me ricordo
io che a me sempre ho pensato.
Mi scompaio come l’oggetto
troppo a lungo guardato.
Ritornerò a dire
la mia luminosa scomparsa.
 Wenig von mir erinnere ich,
und hab doch immer an mich gedacht.
Ich komm mir abhanden wie ein Gegenstand,
den man zu lang schon betrachtet.
Ich werde wiederkommen und berichten
von meinem lichten Verschwinden.


Patrizia Cavalli, übersetzt von Maja Pflug

Sempre aperto teatro –
immer offenes Theater

Patrizia Cavalli

liest aus ihren Gedichten
(italienisch / deutsch).

Moderation und
Lesung der deutschen Übersetzungen:
Maja Pflug

Donnerstag­, den 06.07.2006
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei