Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Oswald von Wolkenstein, geb. 1377 vermutl. auf Burg Schöneck im Pustertal, führte ein äußerst bewegtes Leben, das in einer Vielzahl von Quellen überliefert ist. Schon als Zehnjähriger verließ er sein Elternhaus und kam nach Preußen, Litauen, Rußland, in die Türkei, nach Böhmen und Ungarn. 1399 nach Tirol zurückgekehrt, geriet er in einen erst 30 Jahre später beendeten Erbschaftsstreit. In den Folgejahren sind ein Schiffbruch im Schwarzen Meer und eine Pilgerreise ins Heilige Land zu verzeichnen. 1417 ehelichte er Margarete von Schwangau. Er nahm u. a. am Konzil von Konstanz (1414-1418) teil, reiste in diplomatischen Aufträgen nach England, Schottland nach Portugal und verbrachte im Zuge seiner Auseinandersetzung um Burg Hauenstein einige Zeit im Kerker. Bis kurz vor seinem Tod (1445 in Meran) blieb sein Leben von den politischen Wirren seiner Epoche mitgeprägt. Seine Lieder wurden schon im 15. Jh. in zwei Handschriften festgehalten und seit 1900 mehrfach ins Neuhochdeutsche übertragen.
Oswald gilt als bedeutendster deutscher Dichter des Spätmittelalters. „Gerhard Ruiss hat in seinen Nachdichtungen die Formvorgaben [soweit möglich] eingehalten, er hat Oswalds Texte modernisiert, ihnen ihren spätmittelalterlichen Charakter aber nicht genommen. Seine Übertragungen sind […] eine hoch einzuschätzende literarische Leistung.“(P. Landerl)
Gerhard Ruiss, geb. 1951 in Ziersdorf/Niederösterreich, ausgebildeter Schriftsetzer und Reproduktionsphotograph, lebt als freier Autor, Musiker und Verfasser von Sachbüchern zur Literatur in Wien. Seit 1979 Vorstandsmitglied der IG Autorinnen Autoren (dem Berufsverband der österreichischen Schriftsteller und Schriftstellerverbände). Ruiss hat selbst zahlreiche Gedichtveröffentlichungen vorgelegt, seit 2007 erschienen im Folio-Verlag die drei Bände seiner Übertragungen der Lieder Oswalds.
Schweig still, mein Freund, es ist schon recht
Schweig still, mein Freund, es ist schon recht,
gib mir des Fräuleins Botenbrot,
das, hejaho,
sie war mein Herr, ich war ihr Knecht,
und jetzt hat es sich umgedreht,
so sei’s also.
Fühlt sie es zart,
ich bin ihr sehr verbunden,
wie sehr ich wart’,
ich hab mein Glück gefunden.
Ach, kleines Püppchen, süße, schöne Puppe,
reichst mir den Rock, daß ich am Zipfel zupfe.
(...)
Oswald von Wolkenstein,
übertragen von Gerhard Ruiss.
So sie mir pfiff zum Katzenlohn
Oswald von Wolkenstein (1377-1445):
Die Lieder in Auswahl
Ins Neuhochdeutsche übertragen
und präsentiert von
Gerhard Ruiss
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei