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Stabwechsel zu Maria Gazzetti

An diesem Abend gibt Ursula Haeusgen den Stab weiter an ihre Nachfolgerin in der Leitung des Lyrik Kabinetts: Maria Gazzetti. Dies wird ohne viele Worte geschehen – sind sich doch beide einig über Sinn und Zweck. So findet dieser Stabwechsel auch im Rahmen einer Lesung statt. Durs Grünbein hat zum ersten Mal im März 1992 im Lyrik Kabinett gelesen. In den folgenden Jahren stellte er Falten und Fallen, Nach den Satiren und Vom Schnee bei uns vor. Auch im Literaturhaus Frankfurt bei Maria Gazzetti war er oft zu Gast. So zeigt auch diese Lesung, worum es sich bei dem Stabwechsel handelt: Nicht um einen Bruch, nicht um einen Neuanfang - sondern ums Weitermachen mit neuen Energien!

Durs Grünbein, geb. 1962 in Dresden, lebt in Berlin als freischaffender Autor.
Auszeichnungen (Auswahl): Nicolas-Born-Preis (1993); Peter-Huchel-Preis (1995); Georg-Büchner-Preis (1995); Literaturpreis der Osterfestspiele Salzburg 2000; Pour le mérite für Wissenschaft und Künste 2008; Frankfurter Poetik-Dozentur 2009/2010; Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland 2009; Stipendium der Deutschen Akademie Rom in der Villa Massimo 2009.
Gedichtbände: Grauzone morgens (1988); Schädelbasislektion (1991); Falten und Fallen (1994); Den teuren Toten (1994); Von der üblen Seite. Gedichte 1985-91 (1994); Nach den Satiren (1999); Erklärte Nacht (2002); Una Storia Vera. Ein Kinderalbum in Versen (2002); Vom Schnee oder Descartes in Deutschland (2003); Porzellan. Poem vom Untergang meiner Stadt (2005); Strophen für übermorgen (2007); Liebesgedichte (2008); Aroma. Ein römisches Zeichenbuch (2010).

CORSO TRIESTE

Für Maria Gazzetti

In Florenz dunkelt die Via Roma.
In Rom erwacht Piazza Venezia zum Leben.
In Venedig kriechen Nebel durch die Viale Trieste.

Die Städte träumen alle voneinander.
Sie rufen sich beim Markennamen, und das Echo
Hallt durch die engen Korridore der Straßen.

Via Roma gehört zu den finsteren Straßen
Des an schwarzen Geschichten reichen Florenz.
Auch im Sommer stocken die Schatten dort, brüten
Die Stadtpaläste über alten Familienintrigen.
Rom aber schämt sich nicht. An der Piazza Venezia
Hängt schlaff die Landesfahne herab vom Balkon.
Über der Adria hat, von Triest herüber,
Der Himmel aufgeklart. In Venedig entströmen
Am Piazzale Roma die Pendler den Morgenzügen.

Die Städte wenden sich ihren Geschäften zu.
Jetzt gibt es nur sie. Keine mischt sich mehr ein
In die inneren Angelegenheiten der anderen.
In Rom quietschen Bremsen am Corso Trieste.


Durs Grünbein
In: Aroma, Suhrkamp 2010

Stabwechsel zu
Maria Gazzetti

Aroma
Durs Grünbein
liest aus seinem neuen Gedichtband.

Mittwoch­, den 15.12.2010
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei