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Szenische Lesung

Karl Kraus (1874 – 1936) war Journalist, Essayist, Lyriker und Dramenautor, Schauspieler und passionierter Rezitator sowie vor allem scharfzüngig schonungsloser Sprach- und Kulturkritiker. Die von ihm 1899 gegründete Zeitschrift Die Fackel, an der zunächst E. Lasker-Schüler, D. von Liliencron, H. Mann, A. Schönberg, A. Strindberg, F. Wedekind und F. Werfel mitwirkten und die Kraus später allein bestritt, wurde aufgrund ihres dezidierten Pazifismus im ersten Weltkrieg mehrfach konfisziert. Kraus’ satirisches und monumentales Antikriegsdrama Die letzten Tage der Menschheit (entstanden ab 1915, als Buch erschienen 1922), das 220 Szenen umfasst und über 1000 Akteure vorsieht, umreißt das gesellschaftliche und politische Panorama des Ersten Weltkriegs, beginnend mit der Ermordung des Thronfolgers und endend mit dem Zusammenbruch der K.u.K.-Monarchie.

Hans Hollmann absolvierte zunächst ein Jura-Studium und studierte dann Schauspiel und Regie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. 1967 machte ihn eine Inszenierung von Horvath’s Italienischer Nacht (Staatstheater Stuttgart) überregional bekannt. Seither arbeitete er an vielen führenden Bühnen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, daneben für Fernsehen und Musiktheater. Von 1975–78 war er Direktor der Basler Theater, 1992 erhielt er den Ruf als Professor für Regie an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt a. M., 2002 gründete er die Hessische Theaterakademie und wirkte bis zum Jahresende 2006 als deren Präsident.
In Basel wurde 1975 der Neubau des Theaters mit einer Inszenierung von Kraus’ Letzten Tagen der Menschheit durch Hans Hollmann eröffnet, der seine Inszenierung bei den Wiener Festwochen 1981 wiederholte. Nun präsentiert er das Drama in einer etwa zweistündigen szenischen Lesung, welche die wichtigsten Passagen in chronologischer Reihenfolge wiedergibt.

Die Aufführung des Dramas, dessen Umfang nach irdischem Zeit- maß etwa zehn Abende umfassen würde, ist einem Marstheater zugedacht. Theatergänger dieser Welt vermöchten ihm nicht standzuhalten. Denn es ist Blut von ihrem Blute und der Inhalt ist von dem Inhalt der unwirklichen, undenkbaren, keinem wachen Sinn erreichbaren, keiner Erinnerung zugänglichen und nur in blu- tigem Traum verwahrten Jahre, da Operettenfiguren die Tragödie der Menschheit spielten

Karl Kraus, aus: Die letzten Tage der Menschheit (Vorwort)

Szenische Lesung

Hans Hollmann
liest aus
Karl Kraus:
Die letzten Tage der Menschheit

Mittwoch­, den 14.03.2007
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei