Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Jean Krier, geb. 1949 in Luxemburg, studierte Germanistik und Anglistik in Freiburg i. Br. und kehrte dann in seine Heimatstadt zurück, wo er heute als Gymnasiallehrer lebt und arbeitet. Zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften (u.a. Akzente, die horen, manuskripte, Sprache im technischen Zeitalter) sowie Rundfunksendungen. Nach Bretonische Inseln (Landpresse 1994) ist Tableaux. Sehstücke (Gollenstein 2002) Kriers zweiter eigenständiger Gedichtband.
Mögen auf den ersten Blick seine zumeist breitzeiligen, über zwei Seiten sich erstreckenden Strophen in einer wie „hingeschleuderten“ Suada sich ergießen: dahinter steckt eine ausgeklügelte Schreibhaltung.... Die als furiose Erzähltexte in irritierenden Gedankenspiralen abgespulten Verse arbeiten mit verschränkten Wirklichkeits- und Zeitebenen, mit meist frappierenden Alliterationen, verquasten Alltagsfloskeln oder ironisierenden fremdsprachlichen Einschüben... (Fritz Werf)
Ohne daß meine Gedichte Wirklichkeit abbilden, sind sie doch Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, von der Landschaft bis zu den sozialen, ökonomischen und politischen Gegebenheiten. Da diese Wirklichkeit negativ in dem Sinne ist, daß der Friede – und sogar der Traum davon – verweigert wird, daß Harmonie und Befreiung des Subjekts immer weniger möglich sind und Zerstörung und Auflösung herrschen, da dies alles so ist, scheint es mir unmöglich, harmonisch „schöne“ Gedichte zu schreiben. (Jean Krier)
Tournons la page
Wenn aber am Rande der Dinge zu stehn,
wenn aber in diesem Himmel so arg die Drachen
und endlich über die Stoppelfelder ins Freie,
während früh schon und augenzwinkernd
im grauen Anzug z.B. in Agrigent,
wenn aber am Rande des Weges und nirgendwohin,
ohne Anspruch der Weg und im Graben daneben
die Körper zu niemand, nicht einmal
zu ihnen, denen jede Bewegung so fahrig,
wenn aber – alors tournons la page:
ohne Angabe von Namen und ohne weitere Umschweife
wird dann noch aus Senfgläsern Rotwein auf Kosten
und dann wird mit angefeuchteten Lippen,
bereit und zum Vergessen gezwungen,
mitten in die Abendsonne hinein, aber nicht reisen,
wenn aber erschöpft, das ist der Ehrgeiz.
Jean Krier
In: Tableaux.Sehstücke
„Tableaux . Sehstücke“
Jean Krier
liest aus seinen Gedichten.
Einführung:
Michael Krüger
Lyrik-Bibliothek, Schellingstr. 3 / Rgb.
(U 3 / U 6 Universität)
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats/Literatur
Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei