Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Peter Wapnewski, geboren 1922 in Kiel, ist Professor der mediävistischen Germanistik und Gründungsrektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Wie wenige Gelehrte hat er die Nachkriegsgermanistik geprägt und entscheidend zu ihrem Rang und Ansehen beigetragen. Seine Studien zur mittelalterlichen Poesie setzten neue Maßstäbe: etwa "Wolframs Parzival" (1955), "Walther von der Vogelweide" (1963) und vor allem "Die Lyrik Wolframs von Eschenbach. Edition - Kommentar - Interpretation" (1972)." Er gehörte zu jenen anfangs nicht eben zahlreichen Professoren, die die Standesgrenzen des Faches ignorierten und sich auch in den Feuilletons zu Wort meldeten: längst zählt er zu den ersten Kritikern des Landes. Er verfaßte Bücher nicht nur zur deutschen Dichtung des Mittelalters, sondern auch zur Literatur und Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts. Und seine Essays vor allem zu Richard Wagner verraten mehr als die Passion für Musik, Mittelalter und Moderne, sie stehen zugleich für Kennerschaft und Souveränität. Neben der akademischen Lehre und der publizistischen Tätigkeit engagiert sich Peter Wapnewski seit vielen Jahren auch in verschiedenen öffentlichen Gremien. - Von ihm selbst gelesen und kommentiert finden sich im HörVerlag München Ausgewählte Gedichte von Walther von der Vogelweide, Der Tristan des Gottfried von Strassburg, Der Parzival des Wolfram von Eschenbach und das Nibelungenlied.
Jens Malte Fischer, geboren 1943 in Salzburg, studierte Germanistik, Geschichte und Musikwissenschaft sowie Gesang in Saarbrücken und München. Von 1982-88 war er Professor für Neuere Deutsche, Vergleichende und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität-GH-Siegen, seit 1989 ist er Professor für Theaterwissenschaft an der Universität München. Forschungsschwerpunkte sind u.a.: die Kultur der Jahrhundertwende um 1900, die Geschichte der deutsch-jüdischen Kultur und des Antisemitismus, Geschichte und Analyse der Oper sowie die Geschichte des Films und des Sprechtheaters in den deutschsprachigen und romanischen Ländern seit dem 18.Jahrhundert.
Man seit mir ie von Tegersê
wie wol daz hûs mit êren stê:
dar kêrte ich mêr dan eine mîle von der strâze.
Ich bin ein wunderlîcher man,
daz ich mich selben niht enkan
verstân und mich sô vil an frömde liute lâze.
Ich schiltes niht, wan got genâde uns beiden.
ich nam dâ wazzer:
alsô nazzer
muost ich von des münches tische scheiden
Walther von der Vogelweide
Man erzählt mir dauernd von Tegernsee,
wie sehr das Haus auf Gastfreundschaft bedacht sei.
Dorthin wandte ich mich mit einem Umweg von mehr als einer Meile
Ich bin doch ein seltsamer Mensch,
daß ich mich selbst nicht zu verstehn vermag
und mich so viel mit anderen Leuten einlasse.
Ich schelte die Tegernseer nicht, aber Gott sei uns beiden gnädig:
Man gab mir dort Wasser,
und solchermaßen
mußte ich von des Mönches Tisch scheiden.
Aus dem Mittelhochdeutschen von Peter Wapnewski
Tagelied und Nachtgesang
Peter Wapnewski
Stationen der deutschen Lyrik des Mittelalters
Lesung und Kommentar
Einführung: Jens Malte Fischer
Internationales Begegnungszentrum
der Wissenschaft, Amalienstr. 38
(U 3 / U 6 Universität)
In Zusammenarbeit mit dem IBZ
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Eintritt: € 5,50 / € 3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett/IBZ: freier Eintritt