Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Volker Braun, geboren 1939 in Dresden – Dramaturg, Dramatiker, Erzähler, Lyriker. Im SED-Staat galt er zugleich als Repräsentant und Außenseiter. Vor seinem Studium der Philosophie in Leipzig arbeitete er drei Jahre lang als Druckereiarbeiter und Maschinist im Kombinat \"Schwarze Pumpe\". Unter dem Einfluss der damaligen Aufbruchstimmung der jungen sozialist. Republik stehen seine Werke der 60er Jahre. 1965 kommt er auf Einladung von Helene Weigel zum Berliner Ensemble. Hier bleibt er bis 1967. Unter dem Eindruck der Zerschlagung des Prager Frühlings tritt eine Veränderung in der Betrachtungsweise seines Landes ein. Statt zu resignieren, richtet er seine Kraft nach vorn, versucht, die Zustände zu reformieren. So werden seine Stücke in den Siebzigern immer kritischer: Zusammen mit Wolf Biermann, Stefan Heym u. a. wird Volker Braun ab 1975 von der Staatssicherheit überwacht. Seine Werke werden zwar verlegt, aber mit erheblicher Verzögerung. Nach einem Zwischenspiel am Deutschen Theater kehrt er 1979 bis zur Wende wieder ans Berliner Ensemble zurück. In seinem 1988 in der DDR uraufgeführten Stück Übergangsgesellschaft herrscht Endzeitstimmung. Während der Wendezeit verfolgt Braun zusammen mit anderen Intellektuellen den Traum von einem \"Dritten Weg\" zwischen Sozialismus und Kapitalismus. – Volker Braun ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Mehrfach ausgezeichnet (2000: Georg-Büchner-Preis) lebt Volker Braun heute in Berlin; z.Z. ist er Stipendiat der Villa Waldberta.
Lyrik u.a.: Provokation für mich (1965); Gegen die symmetrische Welt (1974); Training des aufrechten Gangs (1979); Langsamer knirschender Morgen (1987); Lustgarten.Preußen.(1996); Tumulus (1998).
Konrad Franke, geb. 1938 in Bad Schandau (Sachsen); studierte Geschichte und Lit.Wissenschaft in Würzburg und Göttingen; Radiojournalist; Verfasser der ersten Lit.Geschichte der DDR (1971, Kindler).
Totentanz
[DIE UTOPIE]
Sie hat nichts besseres zu tun als nichts
Beschäftigt mit Überleben, von der Hand in den Mund
Ein Gespenst aus der Zukunft arbeitslos
Singend in Soho! Gebettet auf Rosen! Ein Tagtraum
Vom aufrechten Gang an der Nabelschnur
Des Büchsenbiers. DER FORTSCHRITT WOHNT
IN DER KATASTROPHE. So ist doch Hoffnung
Für den Aussatz. Ein Tanz am Vormittag
Mit der Volksseele, die Kaufhallen angesteckt
Die Verworfene, nichts hat sie zu tun als Besseres.
Volker Braun
„Totentanz“
Volker Braun
liest seine Gedichte.
Einführung: Konrad Franke
Bayerische Staatsbibliothek, Ludwigstr. 16
Sitzungssaal, 1. Stock links
(U 3 / U 6 Universität)
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
In Zusammenarbeit mit der Villa Waldberta und der Bayerischen Staatsbibliothek
Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei