Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
„Ich glaube, dass es Aufgabe der Literatur ist, die Sprache immer, immer, immer neu zu erschaffen“, so Olga Martynowa (geb. 1962 in der Region Krasnojarsk), Chamisso-Preisträgerin 2011 und Bachmann-Preisträgerin 2012. 1991 nach Frankfurt gekommen, schreibt sie heute ihre Prosa auf Deutsch, ihre Gedichte weiterhin auf Russisch (und überträgt sie dann mit Elke Erb u.a. ins Deutsche). In ihrem Band Von Tschwirik und Tschwirka entstehen ihr aus der Sprache zwei vogel- und koboldhafte Luftgeister, surrealistische Exilanten auf Erden, der Autorin selbst rätselvoll. Sprachschöpfung leistet auch ihr Ehemann Oleg Jurjew (geb. 1959 in Leningrad), ausgebildeter Wirtschaftsmathematiker und Systemtheoretiker, Lyriker, Dramen- und Prosaautor, Essayist und Übersetzer, u.a. 2010 mit dem Hilde-Domin-Preis ausgezeichnet. Über In zwei Spiegeln, seine Sammlung von Gedichten aus dreißig Jahren, schreibt Ilma Rakusa: „Wir geraten in den Sog einer Suggestion, die durch Rhythmus und Reim noch verstärkt wird. Manche Zeilen sind verführerisch schön, schiere Wortmusik […] Ein Meister des Sehens, er belebt das Unbelebte, bewegt das Reglose […]“
Epode (im Himmel)
nach fadem Staub riecht dieser Rauch
der übers Dickicht flatternde,
wie Sauermorsches hängt dieser Rauch
der in die klimpernde Luft gestreute
der – wie das goldene, das weiße Eis –
über Wald und Garten fliegende.
Oleg Jurjew,
aus: In zwei Spiegeln. Gedichte und Chöre (1984-2011).
In Übersetzungen aus dem Russischen von Elke Erb,
Gregor Laschen, Olga Martynova und Oleg Jurjew
(Jung und Jung, 2012).
Tschwirik erdachte das Erdengeschick
Tschwirik erdachte das Erdengeschick.
Was wäre zu sagen dazu? Es scheint ihm gelungen.
Aber Tschwirka sagte zu ihm:
»Ich werde hier welk.
Komm, wir kehren zurück.«
Und Tschwirik erbarmte sich ihrer.
Olga Martynova,
aus: Von Tschwirik und Tschwirka. Gedichte.
Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
(Droschl 2012).
Tschwirik und Tschwirka in zwei Spiegeln
(Der doppelte Horizont II)
Olga Martynova
und
Oleg Jurjew
lesen neue Gedichte
Rezitation: Helmut Becker
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei