Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Tuvia Rübner, geb. 1924 in Bratislava in der Slowakei, gelang 1941 als einzigem seiner Familie die Flucht nach Palästina. Die ersten Jahre schrieb er in seiner Muttersprache Deutsch: „Ich hatte ein kleines, ganz, ganz kleines Leseptiblikum, darunter Ludwig Strauß und Werner Kraft, die beiden Dichter, von denen ich auch lernte ..." Seite 1950 schreibt er seine Gedichte auf Hebräisch. Tuvia Rübner lebt mit seiner Frau Galila, einer Pianistin, im Kibbuz Merchavia und lehrte lange Jahre Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität von Haifa. Er veröffentlichte sieben Gedichlbände, eine Monographie über Lea Goldberg sowie Aufsätze und Essays zur Literatur. Zusammen mit Prof. Hans Otto Horch gibt er die Werkausgabe von Ludwig Strauß heraus. Er übersetzt aus dem Deutschen ins Hebräische und umgekehrt. Hervorzuheben sind seine Übersetzungen von J.S. Agnon, mehrere Erzählungen und der letzte große Roman Schira, der im September bei Suhrkamp erschienen ist. Tuvia Rübner ist korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.
Im Oktober 1991 las Tuvia Rübner bereits im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Lyrik Kabinett im Kulturzentrum der IKG. Im Herbst 1996 verbrachte er zwei Monate in der Villa Waldberta, wo er mit der Auswahl und Übersetzung seiner hebräischen Gedichte begann. Das erste Ergebnis ist der soeben erschienene Band.
Als Schafhirt hatte ich eine schöne Zeil. Später begann ich an der örtlichen Mittelschule Literatur zu unterrichten, dann an einem Lehrerseminar, schließlich an der Universität. Jahrelang war ich überzeugt, anhand von Literatur - ich meine Sprachgeformtem - brächte ich Menschen dazu, besser zu fühlen, sich weniger zu belügen und betrügen zu lassen. In guten Augenblicken bin ich auch heute noch überzeugt, daß dies möglich ist.
ENDLICH Tag. Endlich wieder
aufrichten diesen verbeulten Leib,
diesen grauen Kopf ins Licht der Vögel.
Schon Licht
in allen Spalten, Rissen. Leere Fenster
füllen sich mit Frauen, Nacht in ihrem Haar.
Räderknirschen des Milchmanns, herbei, hinweg.
Greise heben ihre Krücken, rufen:
„Wie schön die Welt, wie verlockend die Menschen.
Kommt, sucht uns“ Oh, freundlich ist der Wind,
ist das Gras u n t e r uns, lieblich anzusehen
eine leichte Wolke überm Berg.
„Rauchvögel“
Tuvia Rübner
liest aus seinem neuen Auswahlband
(hebräisch/deutsch)
Lyrik-Bibliothek, Schellingstr.3 / Rgb.
(U 3 / U 6 Universität)
Im Anschluß an die Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats/Literatur
Eintritt: DM 10,- / DM 7,-
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei