Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Wie leben angesichts des Todes – diese Frage stellte sich für den Bildhauer Vadim Sidur (1924-1986) früh. Er wuchs in Dnepropetrovsk (Ekaterinoslav), dem heutigen Dnipro auf. In seine Kindheit fiel der Holodomor, in seine Jugend der Zweite Weltkrieg. Seine Heimatstadt wurde besetzt, jüdische Verwandte erschossen, er selbst wurde Soldat. Mit 19 Jahren durchschoß die Kugel eines deutschen Scharfschützen seinen Kiefer und machte ihn zum Invaliden. Für die Erfahrungen von Krieg und Gewalt, aber auch Liebe und Erotik suchte er in seinem Werk einen universalen Ausdruck.
In seinem Moskauer Kelleratelier trafen sich Menschen aus Ost und West, die sich für nicht offizielle Kunst interessierten. Von hier fanden seine Werke den Weg nach Deutschland.
Programm:
- Begrüßung durch Dr. Renata von Maydell (Uni Konstanz)
- Klaus Kämper (Cello) spielt Bach zu Bildern von Sidur
- Antonia Braun und Bernhard Hanuschik (Schauspielduo) lesen Texte von und über Sidur
- Klaus Kämper spielt Bach zu Bildern von Sidur
- Abschlussgespräch mit Renata von Maydell zu Leben und Werk von Sidur und deren Aktualität
Mir träumte die ganze Nacht
Das Wichtigste
Alleinige
Erklärende
Wozu ich gelebt habe
Warum geboren wurde
Ich genoß
Die klare und einfache
Wahrheit
Erwachte
Konnte nichts erinnern
Und erkannte
Den Sinn
Meines gelebten Lebens
Werde ich nun nie mehr erfahren
Vadim Sidur, Der glücklichste Herbst: Gedichte 1983-1986, übers. von Marlene Grau, Köln 1992.
Den Tod überleben
Vadim Sidur
zum 101. Geburtstag
Ein Abend
mit
Antonia Braun
und Bernhard Hanuschik,
Renata von Maydell und
Klaus Kämper
Amalienstr. 83a / Rückgebäude
80799 München
(Haltestelle U3/U6 Universität)
Veranstalter:
Slavistik Universität Konstanz
in Kooperation mit dem Mykola-Haievoi-Zentrum für moderne Geschichte (LMU-UCU)
Eintritt frei