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Von Luft zu Luft

Tuvia Rübner, 1924 in Bratislava (Pressburg) geboren, kam 1941 auf einem letzten Fluchtweg nach Palästina, siebzehn Jahre alt, und schrieb Gedichte in deutscher Sprache. Seit sechzig Jahren lebt er im Kibbuz Merchavia. Dort fing er als Hirte an, lernte Hebräisch, gewann die Freundschaft von Werner Kraft, Ludwig Strauß und anderen, übersetzte aus beiden Sprachen in beide, zum Beispiel Romane von Joseph Agnon, war Professor für deutsche und hebräische Literatur an der Universität Haifa, und schrieb Gedichte in hebräischer Sprache, ein lyrisches Werk, das in Israel viel bedeutet. Dafür erhielt er den Jerusalempreis. In deutscher Übersetzung erschienen ausgewählte Gedichte in den Verlagen Piper und Rimbaud. Im Alter hat Tuvia Rübner die deutsche Sprache, die ihm immer gehörte, als Poesie zurückgewonnen, es ist ein eigener Reichtum, der ihm weder selbstverständlich noch ganz geheuer sein kann. Die hier veröffentlichten „Ungedichte“, eine kleine Auswahl, in diesen Jahren entstanden, zeigen Existenz und Atem des Dichters, von Anfang zu Anfang, „In den Feuern der Zeit“. (Ch. Meckel: Anmerkung in Von Luft zu Luft, Warmbronn 2003).


Tuvia Rübner veröffentlichte bisher zehn Gedichtbände, eine Monographie über Lea Goldberg sowie Aufsätze und Essays zur Literatur. Zusammen mit Hans Otto Horch gab er die Werkausgabe von Ludwig Strauß heraus.


Lesungen im Lyrik Kabinett: 1991 Wüstenginster (in Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum der IKG); 1996 Zwei Dichter aus Israel (zusammen mit Asher Reich in der der Villa Waldberta); 1998 Rauchvögel.


Galila Rübner studierte u.a. bei Ilona Vinzce, Frank Pelleg, Ödon Partos; Künstlerdiplom der Musikakademie Tel Aviv. Auftritte mit dem Israel Philharmonic Orchester und dem Kibbuz-Kammerorchester; konzertierte als Solistin und in Ensembles in Israel und im Ausland; Radiosendungen in Israel und der Schweiz.

 

UNGEDICHT


Nachdem ein Gedicht zuende ist,

keine zu lauten, keine zu leisen Worte,

und du fühlst: ein Druck hat nachgelassen,

befreit von einem Joch atmest du auf.

Nicht immer.

Bisweilen bäumen die Wörter sich,

stoßen zurück in dich, gar nicht zart,

bereiten dir Schmerz, den Schmerz, den du ihnen

eingeimpft hast, drängen sich,

pressen sich aneinander, fallen zusammen

wie ein schwarzes Loch.

Du schriebst: ersticken? Ersticken erwürgt ersticken.

Du schriebst: Rauch? Rauch verdunkelt Rauch.

Du schriebst: Asche? Asche verstreut Asche.

Du schriebst: Züge? Züge zertrümmern Züge,

lautlos, in Totenstille.

Es gibt Dinge, die Schrift schrumpft unter ihnen zusammen.

Es gibt Dinge, die Worte schrecken vor ihnen zurück.

Es gibt ein Gedicht, das ist ein Ungedicht.

Tuvia Rübner

Aus: „Von Luft zu Luft“. Vierzehn Gedichte.

Mit zwei Zeichnungen und einer Anmerkung von Christoph Meckel.. Warmbronn 2003

„Von Luft zu Luft“

Tuvia Rübner

liest aus seinen Gedichten,

am Flügel begleitet von

Galila Rübner

 

Montag­, den 15.12.2003
20:00 Uhr

Bayerische Staatsbibliothek, Ludwigstr. 16

Musiklesesaal

(U 3 / U 6 Universität)

 

Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.

Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett sowie Freunde und
Förderer der Bayerischen Staatsbibliothek: frei