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Wann wohl das Leid ein Ende hat

Ilse Weber, geb. als Ilse Herlinger 1903 in Mähren, veröffentlichte jüdische Kindermärchen, heiratete 1930, bekam zwei Kinder und arbeitete für den Tschechischen Rundfunk, erst in Mährisch-Ostrau, später in Prag. Vor der Deportation nach Theresienstadt gelang es ihr, den älteren Sohn Hanuš nach Schweden zu schicken. Im KZ arbeitete Ilse Weber als Kinderkrankenschwester und schrieb Gedichte und Lieder, die sie zur Gitarre sang. Freiwillig ging sie mit den Kindern auf den Osttransport und wurde 1944 zusammen mit ihrem jüngeren Sohn Tommy in Auschwitz ermordet. Zuvor hatte ihr Mann Willi ihre Manuskripte in einem Geräteschuppen eingemauert. Er überlebte und konnte sie nach der Befreiung Theresienstadts in Sicherheit bringen – zusammen mit den wiedergefundenen Briefen ein verstörendes poetisches Dokument.

Ulrike Migdal studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Musik, übernahm nach der Promotion Forschungs- und Lehraufträge in Deutschland und New York und veröffentlichte Essays, Radiofeatures, Lyrik und Theaterstücke sowie 1986 das Buch Und die Musik spielt dazu. Chansons und Satiren aus dem KZ Theresienstadt.

Katja Schild arbeitet als Sprecherin beim Bayerischen Rundfunk, hat Hörbücher und Hörfilme für Blinde eingelesen und spielt u.a. im Metropol-, im Team- und im TamS-Theater. Als Ensemblesängerin trat sie mit F. Bernius, Ph. Herreweghe und SingerPur auf, solistisch am Barocktheater Weißenhorn und im Kleinsten Opernhaus München-Pasing. Lehrauftrag für Gesang an der LMU und für Sprecherziehung beim BR.

Laurenz Schoon studierte Gitarre an der Musikhochschule in Hannover und nahm teil an Meisterkursen u.a. in Wien, München und Toreilla de Montgri bei Alvaro Pierri. Solistisch und kammermusikalisch tätig, u.a. führte er zur Eröffnung des 850. Jubiläums der Stadt München zusammen mit der Kabarettistin Gabi Lodermeier Münchner Lieder der Volkssängerin Bally Prell auf.

Ich wandre durch Theresienstadt,
das Herz so schwer wie Blei,
bis jäh mein Weg ein Ende hat,
dort knapp an der Bastei.

Dort bleib ich auf der Brücke stehn
und schau ins Tal hinaus:
Ich möcht so gerne weitergehn,
ich möcht so gern – nach Haus!

»Nach Haus!« – du wunderschönes Wort,
du machst das Herz mir schwer,
man nahm mir mein Zuhause fort,
nun hab ich keines mehr.

Ich wende mich betrübt und matt,
so schwer wird mir dabei,
Theresienstadt, Theresienstadt
– wann wohl das Leid ein Ende hat –
wann sind wir wieder frei?


Ilse Weber

Wann wohl das Leid ein Ende hat

Ilse Weber:
Briefe und Gedichte aus Theresienstadt


Ein Abend entworfen und eingeleitet von
Ulrike Migdal

Gestaltet von
Katja Schild (Stimme) und
Laurenz Schoon (Gitarre)

Mittwoch­, den 12.11.2008
20:00 Uhr

Jüdisches Gemeindezentrum, St. Jakobs-Platz 18

Eintritt: €8,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei