Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Paulo César Fonteles de Lima wurde 1949 als achtes von neun Kindern in Belém geboren, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Pará am südlichen Rand des Amazonasdeltas. Als er fünfzehn Jahre alt war, putschten die Militärs und errichteten eine Diktatur in Brasilien. Ab 1969 beteiligte Fonteles sich am Widerstand. In der Hauptstadt Brasília koordinierte der Jurastudent die Herausgabe einer subversiven Zeitschrift, klebte nachts Plakate, die zum Widerstand gegen die Diktatur aufriefen und hoffte, das Volk werde sich erheben. Doch: Fonteles und seine schwangere Frau wurden vom Geheimdienst entführt und monatelang gefoltert. Erst nach zweieinhalb Jahren Haft kam er wieder frei. Während Brasilien zu einer von Oligarchien beherrschten Präsidialdemokratie wurde, entwickelte Fonteles eine poetische Sprache, die mit außergewöhnlicher Konsequenz die erlebte Folter und den Prozess der Erinnerung wiedergibt. Als Anwalt und Landtagsabgeordneter in Pará kämpfte er seit Beginn der 80er Jahre für die Landarbeiter gegen die kriminellen Vertreibungsmethoden der Großgrundbesitzer im Süden des Landes. Als er einen Fall von Korruption zur Sprache brachte, in den einflussreiche Familien verstrickt waren, wurde er zur Bedrohung. Am 11. Juni 1987 erschoss ein ehemaliger Militärpolizist Fonteles in seinem Auto. Die Auftraggeber wurden nie angeklagt. Fonteles’ Beerdigung in Belém geriet zur Massenkundgebung gegen Ungerechtigkeit und Gewalt.
Steven Uhly, geboren 1964 in Köln, Studium der Romanistik und Germanistik in Köln, Bonn, Lissabon, von 2002 bis 2006 Lektor des DAAD in Belém do Pará und Porto Alegre, lebt in München und unterrichtet an der Ludwig-Maximilian-Universität.
André Bonilha Fernandes da Silva, 1974 in São Paulo geboren, studiert Romanistik, Deutsch als Fremdsprache und Anglistik in München.
Ataque De Peões
ganho uma carteira de cigarros,
vazia.
um belo presente.
com um fósforo riscado
desenho um tabuleiro de xadrês
e cuidadosamente recorto 32 figuras.
desenvolvo boas tramas
e sonho com ataques de peões.
Bauernattacke
Jemand gibt mir eine Zigarettenschachtel,
leer.
Ein schönes Geschenk.
Mit einem abgebrannten Streichholz
zeichne ich ein Schachbrett
und reiße vorsichtig 32 Figuren aus.
Ich entwickle gute Züge
und träume von Bauernattacken.
Paulo Fonteles, aus: Wenn der Tod sich nähert, nur ein Atemzug;
übers. von Steven Uhly
Wenn der Tod kommt, nur ein Atemzug
Gedichte von Paulo Fonteles de Lima
gelesen von
André Bonilha
(portugiesisch / deutsch).
Einführung und Lesung
der deutschen Übersetzungen:
Steven Uhly
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats
In Zusammenarbeit mit LUSOFONIA
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei