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Wer sieht ihn wie ich?

In dem jetzt erscheinenden Kommentarband zum Briefwechsel zwischen Rudolf Borchardt und Hugo von Hofmannsthal verbergen sich zahlreiche Funde und Finessen. Einfach war die Freundschaft der beiden sensiblen, anspruchsvollen Dichter nie; bisweilen führte die wechselseitige Empfindlichkeit zu tragikomischen Situationen. In einem Panorama aus Zitaten, zusammengehalten durch die fiktive Stimme von Hofmannsthals Frau Gerty, wird das Miteinander zweier eminenter Sprachkünstler als fesselndes, unterhaltsames Hörstück lebendig.


RUDOLF BORCHARDT AN HUGO VON HOFMANNSTHAL

Villa Sardi di Vallebuia Lucca,
3 Oktober o6


[…]
Sie schenken sich mir ein zweites Mal; Sie verwinden es, dass gerade ich es fast willkürlich drauf angelegt habe, Sie zu verscherzen; für alles Zerstörerische einer Kraft, die Ihre Güte selbst in ihren Vergehungen nicht misskennt, finden Sie ein erleuchtendes Wort, für alles kindisch irraisonable in dem Thun des unseligen Jünglings von einst ein verzeihendes; […] dem Manne, der heut hart vor der Lebenshöhe […] sein Vergangenes sonst kalt und reuelos anschaut, reichen Sie eine beleidigte und zurückgestossene Hand, und schenken ihm für einen Augenblick das jugendlich maasslose Herzleid zurück, mit dem er ehemals sich gegen den Gedanken von Ihnen getrennt zu sein, empörte […]. [Sie erneuern] wirklich jenes unvergessliche Verhältnis, in dem ich um alles Recht und alle Gerechtigkeit zu Ihnen aufblickte, und bringen mit dem Gefühl des Unwiederbringlichen die ganze Sehnsucht danach mit herauf. […]


Wer sieht ihn wie ich?

Rudolf Borchardt
und
Hugo von Hofmannsthal
Briefe, Aufsätze, Novellistisches (1902-1944)

Szenische Lesung mit
Sandra Bayrhammer, Rainer Frank und Martin Butzke
vom Ensemble des Schauspielhauses Frankfurt/Main.

Donnerstag­, den 21.05.2009
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett und Tagungsteilnehmer: frei