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Werner von Koppenfels-A Moment’s Monument

Als Präraffaeliten bezeichneten sich die Mitglieder einer 1848 in London gegründeten Künstlervereinigung, die in Opposition zur Royal Academy stand und sich die italienische Malerei vor Raffael zum Vorbild nahm. Die Ausstellung stellt die Kunst der Präraffaeliten in den größeren Kontext der europäischen Kunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts und und begreift sie als Teil einer allgemeinen europäischen Kunstströmung - des Symbolismus.

Die symbolistische Malerei entwickelte sich aus der Literatur, genauer gesagt aus der Dichtung, und wurde darüberhinaus in allen ihren Phasen von der Kunstkritik und anderen ästhetischen Betrachtungen begleitet. Die Gedankenwelt des Symbolismus fand auf diese Weise in den Schriften ebensosehr wie in den Bildern ihren Ausdruck und Verbreitung. Eine Art von Symbiose zwischen Malerei oder Zeichnung und Dichtung war sogar kennzeichnend für die Bewegung. Rossetti bezog Gedichte und Gemälde jeweils aufeinander, und im Verlauf des halben Jahrhunderts symbolistischer Kunst lieferte ein großes Repertoire von Werken der Dichtkunst immer wieder neue Sujets für Maler Bildhauer und Zeichner. Whistlers Angewohnheit, auf den Rahmen eines Gemäldes gedichte zu schreiben, ist ein weiterer Hinweis auf die enge Verschränkung von Malerei und Dichtung bzw. Musik.

(Andrew Wilton im Katalog)

Werner v. Koppenfels und Friedhelm Kemp wollen diese Verschränkung anhand von Gedichten aufzeigen - allerdings nicht für den gesamten Symbolismus in England, sondern in erster Linie anhand der Dichtung der Präraffaeliten, die am Beginn der Bewegung standen - und an einigen ihrer “Echos” in anderen Ländern.

Werner von Koppenfels, geb. 1938 in Dresden. Seit 1960 an der Universität München - zuerst als Student, dann als Dozent für Anglistik und Komparatistik - hat neben wissenschaftlichen Publikationen vor allem aus dem Englischen, Französischen und Spanischen übersetzt. Er war mehrfach Gastdozent in den USA und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die ihm 1994 den Johann-Heinrich-Voss-Preis für Übersetzung verlieh. - Mithg. der vierbändigen Anthologie “Französische Dichtung” und der ebenfalls im Beck Verlag erscheinenden vierbändigen Anthologie “Englische Dichtung”. Übersetzer u.a. von John Donne, Robert Burton, Emily Dickinson, Arthur Rimbaud.

Friedhelm Kemp, geb. 1914 in Köln, langjähriger Verlagslektor und Leiter der literarischen Abteilung des Bayerischen Rundfunks, lebt als Übersetzer, Herausgeber, Essayist sowie Honorarprofessor für Komparatistik in München. - 1996:Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres; 1998: Joseph-Breitbach-Preis.

 

LIED

 

Schreib, wenn ich tot bin, Liebster,

Kein trauriges Gedicht,

Setz keine Rosen mir zuhaupt

Und auch Zypressen nicht.

Doch naß von Tau und Schauern

Ergrün das Gras indess:

Und wenn du willst, gedenke,

Und wenn du willst, vergeß!

 

Christina Georgina Rossetti (1830-1894)
Aus dem Englischen von Wolfgang Breitwieser



Ich schaue nicht die Schatten,

Spür nicht den Regenfall,

Hör nicht, wenn wie in Kümmernis

Aufsingt die Nachtigall:

Und träumend in dem Zwielicht,

Nicht bleicht, nicht dunkelt es,

Mag sein, daß ich gedenke,

Mag sein, daß ich vergeß.

 

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Gedichte der Präraffaeliten

vorgestellt von

Werner von Koppenfels

im Gespräch mit Friedhelm Kemp.

 

Mittwoch­, den 01.04.1998
20:00 Uhr

Haus der Kunst

Lesung im Rahmen der Ausstellung
Der Symbolismus in England
1860 - 1910

Eintritt: DM 10,- / DM 8,-
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei