Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Ludwig Harig wurde 1927 in Sulzbach im Saarland geboren und arbeitete als Volksschullehrer. 1974 quittierte er endgültig den Schuldienst und lebt seitdem als freier Schriftsteller. In den 50er Jahren stößt er auf die ‚Stuttgarter Schule‘ (Helmut Heißenbüttel, Ernst Jandl, Dieter Rot, Eugen Gomringer, Konrad Balder Schäuffelen, Franz Mon) um Max Bense: „Von Max Bense, Philosoph und Wissenschaftstheoretiker in Stuttgart, lerne ich Theorien und Methoden der Konkreten Poesie. Experimentelles Arbeiten mit der Sprache, vor allem die Einbeziehung mathematischer Prinzipien in das Schreiben. Er bestimmt anderthalb Jahrzehnt mein literarisches Engagement.“ Mitte der 60er Jahre bringt Harig diese Erfahrungen ins „Neue Hörspiel“ ein und entwickelt sich zu einem wichtigen Neuerer dieser Gattung. In den 70er Jahren ist er durch größere, dem Roman angenäherte Publikationen aus dem engeren Kreis der experimentellen Literatur herausgetreten und einem größeren Publikum bekannt geworden. 1996 erschien sein drittes autobiographisches Buch „ Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf“ im Hanser-Verlag. Als unermüdlicher Vermittler französischer Literatur hat Harig, z.T. zusammen mit seinem Freund Eugen Helmlé, seit den 60er Jahren auch aus dem Französischen übersetzt, vor allem Werke Raymond Queneaus. 1980 erschien in der Pfaffenweiler Presse ein Band mit 18 alexandrinischen Sonetten von Harig – drei davon über Fußball – mit einem Vorwort von Michael Krüger, dem Freund, der 1971 die „Sprechstunden für die deutsch-französische Verständigung“ publizierte. Zu Harigs Band „Hundert Gedichte. Alexandrinische Sonette, Terzinen, Couplets und andere Verse in strenger Form“ 1988 im Hanser-Verlag schrieb dann Karl Krolow das Nachwort.
„Ja, ich bin ein Luftkutscher... und zünde mit meinen Wörtern bunte Raketen... Ich vollführe Luftsprünge, ich treibe Possen... ich mime den Narren... und das alles halte ich für das Wichtigste in meinem und für das Notwendigste im Leben der anderen Menschen...“ (Ludwig Harig)
Erstes alexandrinisches Sonett über den Fußball
Es krönt das Länderspiel den Bundesligaknüller.
Nicht Niedersachsenroß, nicht Kölner Ziegenbock,
der Adler zeigt sein Haupt. Im schwarzen Nylonrock
das Linienrichterpaar erzürnt den Chor der Brüller.
Ein Flankenball von Kaltz, ein Paß von Hansi Müller
schlägt wie ein Schnabelhieb dem spröden Abwehrblock
die Spalte tief bis hin zur Fahne auf dem Pflock,
wo Rummenigge steht: Vollstrecker und Erfüller.
O abgetropfter Ball ! O eingeschlenztes Leder!
Der fußerzeugten Kunst begleicht und opfert jeder
Tribut und Obulus im hirnverzückten Schrei.
Die Sieger tanzen auf, leicht wie die Adlerfeder,
im Arme liegt und küßt und tröstet sich jedweder
in diesem Augenblick: gewonnen drei zu zwei!
Ludwig Harig
"Wörterspiel - Lebensspiel"
Ludwig Harig
Iiest aus seinen Gedichten.
Einführung:
Michael Krüger
Lyrik-Bibliothek, Schellingstr. 3 / Rgb.
(U 3 / U 6 Universität)
Mit freundlicher Unterstützung
des Kulturreferats/Literatur.
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Eintritt: € 5,50 / € 3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: freier Eintritt