Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
„Reiten, reiten, reiten, durch den Tag, durch die Nacht...“
Der berühmte Anfang aus dem Cornet ist dem kollektiven Gedächtnis einer Lyrik lesenden Generation am Vorabend des Ersten Weltkriegs eingeschrieben. Die Neuauflage dieses Prosagedichts ist ein früher Höhepunkt in der Kette zahlreicher Erfolge, die Rainer Maria Rilke seinem Verlag beschert. Der Band 1 der Insel-Bücherei (1912) erreicht bald Auflagen in Millionenhöhe und macht Rilke schlagartig berühmt. Das Engagement des Verlags für ihn und ihm verwandte Lyrik führt in Deutschland zu einer Renaissance des Gedichts.
Das Ende 2009 nach Marbach gelangte Insel-Verlagsarchiv zeigt neue Facetten der Beziehung zwischen dem Verlag und seinem großen Dichter. Anhand von Briefen, Gedichthandschriften und anderen Materialien erzählen Gunilla Eschenbach, im DLA zuständig für Nachlässe der Jahrhundertwende und für Verlagsarchive, und Heike Gfrereis, Leiterin des Literaturmuseums der Moderne und des Schiller-Nationalmuseums, die Geschichte zwischen der Insel und ihrem wichtigsten Autor noch einmal neu.
Vorfrühling
Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung
an der Wiesen aufgedecktes Grau.
Kleine Wasser ändern die Betonung.
Zärtlichkeiten, ungenau,
greifen nach der Erde aus dem Raum.
Wege gehen weit ins Land und zeigens.
Unvermutet siehst du seines Steigens
Ausdruck in dem leeren Baum.
Rainer Maria Rilke, Muzot, etwa 20. Februar 1924
Erstdruck: Insel-Almanach auf das Jahr 1925 (Leipzig 1924), S. 105.
Zeitkapsel II
Rilke und die Insel
Mit Gunilla Eschenbach
und Heike Gfrereis
Sprecher: Helmut Becker
Mit Originalen aus dem Insel-Verlagsarchiv
In Kooperation mit dem
Deutschen Literaturarchiv Marbach
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei