Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Zsófia Balla, geboren 1949 im ehemals ungarischen, heute rumänischen Klausenburg, gehört einer ungarisch-jüdischen Minderheit an, deren Lebens-, Verfolgungs- und Todesgeschichte die Lyrikerin nachhaltig geprägt hat - wie auch die nationalkommunistische Diktatur und ethnische Unterdrückung unter Ceausescu. Balla hat seit 1968 etwa dreizehn Lyrikbände publiziert, in Rumänien und ab 1991 auch in Ungarn. Im Kampf gegen geistig-moralische Verkommenheit sind Ballas Lyrik die heiteren Töne abhanden gekommen, indes ohne in Düsternis und Weltschmerz zu verfallen. Die Fragen des Existentiellen im weitesten Wortsinn stehen im Mittelpunkt ihrer Gedichte. - Unter dem Titel Schönes, trauriges Land, hrsg. und übertragen von Hans-Henning Paetzke, ist 1998 in der Edition Suhrkamp eine Auswahl ihrer Gedichte auf deutsch erschienen. Aus einem Aufenthalt Ballas mit einem DAAD-Stipendium in Berlin ist im letzten Jahr ihr Gedichtband Schwerkraft und Mitte entstanden. Zsófia Balla lebt in Budapest. – Im Lyrik Kabinett hat sie bereits 1999 aus ihren Gedichten gelesen.
Henri Cole wurde 1956 in Fukuoka, Japan, geboren und wuchs in Virginia (USA) auf. Er studierte an der University of Wisconsin und an der Columbia University und erhielt Stipendien von der Ingram Merrill Foundation und dem National Endowment for the Arts sowie das Amy Lowell Poetry Travelling Stipendium und den Rome Prize in Literature der American Academy of Arts and Letters. Seine Gedichte wurden u.a. in The Atlantic Monthly, The New Republic, The New Yorker, The Paris Review, The Threepenny Review publiziert. Von 1982-88 war er Direktor der Academy of American Poets, seither lehrt er an den renommiertesten Universitäten des Landes. – Gedichtbände: The Marble Queen (1986); The Zoo Wheel of Knowledge (1989); The Look of Things (1995); The Visible Man (1998); Middle Earth (erscheint demnächst).
Schlangengedicht
Hier wohnt nun keiner keiner mehr
würde sagen der wäre hier
wer nicht mehr da ist könnte sagen
wo er lebt.
Zsófia Balla
Anagram
Scrawling the letters of my name,
I found and changed what I became:
First, HERON LICE emerged,
like shame usurping dignity.
Then LION CHEER assembled,
as if proof I was palimpsest.
When the strange oracle decreed,
„OH, RECLINE,“ I went deep
into the core of my being,
where I found LICHEN ROE,
something called IRON LEECH – germs
to help a man plough up himself.
.....
CORN, RICE & EEL.
All I was I could feel.
Henri Cole
"Zwei Dichter aus der Villa Waldberta“
Zsófia Balla (Ungarn)
Einführung: Julia Schiff
und
Henri Cole (USA)
lesen aus ihren Gedichten
(ungarisch/deutsch – englisch/deutsch).
Lyrik-Bibliothek, Schellingstr. 3 / Rgb.
(U 3 / U 6 Universität)
In Zusammenarbeit mit der Villa Waldberta.
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Eintritt: € 5,50 / € 3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: freier Eintritt