Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Dieter Schlesak, geb. 1934 in Schäßburg/Transsylvanien, Rumänien, studierte Germanistik in Bukarest und arbeitete dann als Lehrer und Redakteur bei der Zeitschrift „Neue Literatur“. Obwohl Schlesak 1969 nach Deutschland aussiedelte (und seit 1973 in Agliano bei Lucca und in Stuttgart lebt), blieb er seiner Heimat geistig verbunden und wurde – als Übersetzer und Herausgeber – zu einem wichtigen Vermittler von deren Literatur nach Deutschland. Dieter Schlesak ist Autor von zahlreichen Gedichtbänden, von Romanen und Essays.
„[Er] wählt den quälenden Weg der Offenlegung von Wunden im Zeitbewußtsein am Ende des 20. Jahrhunderts.“ (Wolfgang Schlott)
Er wurde u.a. mit dem Lenau-Preis und mit der Ehrengabe der Schillerstiftung/Weimar ausgezeichnet.
Lars Reyer, geb. 1977 in Werdau, studierte Philosophie, Anglistik und Ethnologie in Münster und danach am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Seine Gedichte wurden zunächst in renommierten Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht, 2006 erschien sein erster Lyrikband. „Reyers gedichte gehen ein in ein körpergedächtnis; man trägt sie mit sich, hat man sie einmal gelesen.“ (Crauss)
Ulrich van Loyen, geb. 1978 in Dresden, Studium in München und Rom, lebt in Köln und München und lehrt Medienwissenschaft an der Universität Siegen. Im November 2010 erschien seine Biographie von Franz Baermann Steiner.
Königsberger Wahrscheinlichkeit
Auch der Morgenhimmel nimmt sich die Farben
aus Kindermalkästen, aus Obstsoufflés. Wir
sind im Besitze gewisser Erkenntnis, die Spur
von Pastell zwischen den Wolken als Wider-
schein dieses geistigen Diebstahls, es knistert
von Ferne das noch längst nicht gekannte Celluloid.
Lars Reyer, aus:
Der lange Fußmarsch durch die Stadt bei Nacht
(Lyrikedition 2000, 2006).
SPLEEN VON PARIS / ALS ALLES
anfing / sich so aufzuschreiben. Dankbar
zu wissen / nicht allein gewesen zu sein
Stöße. Ein ganzes Buch aus Stößen und ein Biest
Auch Kreta erfand den Stier. Hebräisch
die Zeugung der Welt. Pneuma und Meer.
Trotz dagegen / das Labyrinth Daedalus.
Stimmt es: der Wutanfall der Absturz das kleine
getötete Kind des Himmels in dir
diese Ohnmacht?
Dieter Schlesak, aus:
Der Tod ist nicht bei Trost. Liebes- und Todesgedichte
(Lyrikedition 2000, 2010).
Zwei Stimmen der Lyrikedition 2000
Dieter Schlesak
und
Lars Reyer
lesen aus ihren Gedichten.
Einführung: Ulrich van Loyen
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei