Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Die deutschsprachige Gegenwartslyrik empfängt wichtige Impulse aus einer lebendigen Auseinandersetzung mit der internationalen Tradition. Zehn Lyrikerinnen und Lyriker sprechen 2015 und 2016 in einer neuen Reihe über Dichter, die für ihr eigenes Schaffen bedeutsam sind. So werden Paarungen zu erleben sein, die auf reizvolle Weise einen doppelten Blick entwerfen – auf das Gegenwärtige und das Vergangene, das Eigene und das Fremde: Zwiesprachen als treibende Kraft des Poetischen.
Obwohl er zu Lebenszeiten nur drei Gedichtbände veröffentlichte, ist der peruanische Dichter César Vallejo, der im Alter von nur 46 Jahren 1938 in Paris starb, einer der großen poetischen Neuerer der spanischen Sprache des 20. Jahrhunderts. Den literarischen Strömungen der Zeit immer voraus, war jedes seiner Bücher stilistisch einzigartig und sprachlich wie gedanklich revolutionär.
Steffen Popp, geboren 1978 in Greifswald, lebt in Berlin. Für seinen Gedichtband Dickicht mit Reden und Augen erhielt er den Peter-Huchel-Preis 2014, derzeit ist er Stipendiat der Deutschen Akademie in Rom.
XXIX
Es summt die Langeweile, versenkt
unter dem ungeschaffenen Augenblick und dem Rohr.
Eine Parallele verläuft zur
undankbaren vom Glück gebrochenen Linie.
Mich verwundert jede Festigkeit neben diesem Wasser,
das sich entfernt, das Stahl lacht, Rohr.
Neugestärkter Faden, Faden, zweinamiger Faden,
wo wirst du reißen, Knoten des Krieges?
Panzere diesen Äquator, Mond.
César Vallejo,
aus: Trilce, Übertragen von Curt Meyer-Clason, Werke Bd. III,
herausgegeben von Alberto Perez-Amador Adam. Rimbaud 1998, S. 71
Zwiesprachen I
Steffen Popp
über
César Vallejo
Rezitation der Gedichte in Originalsprache:
Leonardo Paredes Pernía
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Gefördert durch die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG) aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
sowie durch das Kulturreferat der LH München
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei