Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Wer diktiert, wenn eine spricht, die Herkünfte ihrer Namen, Heimaten, Mythen? Wie spricht sich das poetisch Ungehörige, Unzugehörige der Immigrantin, der Mutter, der Revolutionärin? Die koreanisch-amerikanische Dichterin und Künstlerin Theresa Hak Kyung Cha veröffentlichte 1982 ihr wegweisendes Buch Dictee, in derselben Woche, in der sie in New York ermordet wurde. Nicht die Muttersprache bleibt, sondern ein wichtiges Hauptwerk der postkolonialen Avantgarde, das mit seiner irritierenden, zwischen Sprachen und Genres changierenden Poesie wichtige Fragen bis in unsere nationalsprachliche Gegenwart hineinpunktuiert ... — Die Lyrikerin und Übersetzerin Uljana Wolf lebt in New York und Berlin; jüngste Veröffentlichungen: der Gedichtband meine schönste lengevitch (2013) sowie Übersetzungen von Yoko Ono, Eugene Ostashevsky, Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki.
Von weit her Ferne
welche Nationalität
welche Abstammung
oder Bluts oder Verwandtschaft
welche Blutlinien aus Blut
welche Strippen oder Sippen
welche Rasse Klasse Gen/eration
welcher Clan Stamm Stammung Bestand
welches Haus Geschlecht welche Kaste Konfession
welche Familie Zucht Sorte Brut Art
welche Streuung Störung Verschollung
Tertium Quid nicht dies nicht das
Tombe de nues de Transplantat
eingebürgert aufgeräumt zu was
Theresa Hak Kyung Cha, aus: Dictee.
University of California Press 2001, S. 20
übersetzt von Uljana Wolf
Zwiesprachen II
Uljana Wolf
über
Theresa Hak Kyung Cha
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Gefördert durch die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG) aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
sowie durch das Kulturreferat der LH München
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei