Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
„Das schmale Werk von Guido Cavalcanti (um 1255-1300) begleitet mein eigenes Schreiben seit vielen Jahren. Zwar wurzeln seine Rime ganz in der Tradition der im Trecento üblichen Liebesdichtung, ihre melodische und rhythmische Vielschichtigkeit heben sie jedoch vom literarischen Umfeld genauso ab wie ihre modern anmutende Metaphorik. Mehr als das genretypische Versagen vor der Liebe steht das Scheitern am Leben im Mittelpunkt seiner Dichtung. In dieser erweist er sich als weitaus ‚moderner‘ als sein junger Freund Dante Alighieri, wie Ezra Pound treffend festhielt.“ So Christoph W. Bauer über den italienischen Dichter, mit dem er seine „Zwiesprache“ führen wird. Bauer selbst (geb. 1968) ist Lyriker, Autor von Erzählprosa, Theaterstücken und Hörspielen und Herausgeber. 1999 erschien sein erster Gedichtband wege verzweigt, dem sechs weitere folgten. Sein jüngster Gedichtband stromern wurde von Michael Krüger für die Lyrikempfehlungen 2016 ausgewählt.
Quando di morte mi conven trar vita
e di pesanza gioia,
come di tanta noia
lo spirito d'amor d'amar m'invita?
Zumal ich aus dem Tode schöpf' mein Leben,
aus Schwermut Freude noch,
weshalb dann drängt mich doch
der Liebesgeist, der Liebe nachzugeben?
Guido Cavalcanti, aus: Sämtliche Gedichte / Tutte le rime, übersetzt von Tobias Eisermann. Tübingen 1990. S. 58 f.
Zwiesprachen X: Christoph W. Bauer über Guido Cavalcanti
Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83a
Gefördert durch die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG) aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch das Kulturreferat der LH München
Eintritt: € 7,- / € 5,-; Mitglieder: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl