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Zwischen dem Jetzt und dem Jetzt

Ilana Shmueli, geb. 1924 als Liane Schindler in Czernowitz. Während der Besetzung der Bukowina durch die Sowjets 1940 wurde ihr Vater als Zionist und Kapitalist verfolgt und enteignet. Als 1941 ein Großteil der jüdischen Bevölkerung von den Deutschen nach Transnistrien deportiert wurde, konnten die Shmuelis zwar in Czernowitz bleiben, mussten aber fortan den gelben Stern tragen und im Ghetto leben. In dieser Zeit - die Jugendlichen wurden von einem kleinen Kreis von Ge-lehrten unterrichtet – lernte Ilana Paul Antschel (Celan) kennen, dem sie 1965 in Paris wiederbegegnen sollte – und mit dem sich nach Celans einziger Israel-Reise 1969 eine intensive Korrespondenz entspinnt (bis 1970 ca. 130 Briefe): eines der bedeutendsten Dokumente aus den letzten Lebensmonaten Celans. 1944 gelang es der Familie, Czernowitz auf illegalem Weg zu verlassen und über Istanbul nach Palästina zu gelangen. In Tel-Aviv studierte Ilana Shmueli Musikerziehung, im Unabhängigkeitskrieg 1948 Sozialarbeit mit Neueinwanderern, die aus den Lagern kamen. 1953 Heirat mit dem Musikwissenschaftler Prof. Herzl Shmueli. Studium der Sozialpädagogik und Kriminologie; Sozialarbeit bis 1984. Danach Tätigkeit als Übersetzerin und Schriftstellerin. Ilana Shmueli lebt in Jerusalem. 2009 wurde sie mit dem Theodor-Kramer-Preis ausgezeichnet.
Veröffentlichungen u.a.: Paul Celan - Ilana Shmueli: Briefwechsel (Frankfurt am Main 2004, hgg. von I.Shmueli und Th. Sparr); Ein Kind aus guter Familie (Aachen 2006); Zwischen dem Jetzt und dem Jetzt (Gedichte, Aachen-Wien 2007).

Matthias Fallenstein, geb. 1947 in Greiz-Kurtschau/Thür., Studium der Ev. Theologie, Philosophie und Pädagogik, promovierte mit einer religionsphilosophischen Arbeit, Heilpädagoge i. R., lebt in Wien, schreibt Kritiken und Essays u. a. für Deutsche Lehrerzeitung, Das Argument, Zwischenwelt, Wespennest, Prolog, Kritische Ausgabe.

Lasst mich
Zwingt mir die Ordnung nicht auf
mühet mich nicht mit der Ratio

im Widersinn
finde ich Zuflucht

*    *    *

Wieder Bäume sehn
über Wiesen gehn
den schmalen Streifen
Gras befühlen

Atem holen
die Dinge
bei den ersten Namen nennen


Ilana Shmueli, aus: Zwischen dem Jetzt und dem Jetzt (2007)

Zwischen dem Jetzt und dem Jetzt

Ilana Shmueli
liest aus ihren Gedichten.

Einführung: Matthias Fallenstein

Nach der Lesung werden Auszüge aus dem Film
Der Klang der Worte – Deutsche Sprache in Jerusalem gezeigt, der die dortige Dichtergruppe LYRIS vorstellt und vom Goethe-Institut Jerusalem koproduziert wurde.

Dienstag­, den 26.05.2009
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei