Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Langsamer träumen! denke ich und sehe /
mich nach Deckung um
Was ist /
das Gedicht? Was stellt es dar? Sagt, /
eine Tröstung aus Trauer und Zorn.
Sylvie Kandé
Große Poesie aus Senegal und Frankreich von Sylvie Kandé
Sylvie Kandé ergreift in ihren Gedichten das Wort im Namen der von der Geschichte Vergessenen: sie erzählt von den senegalesischen Tirailleuren, die im Weltkrieg für französische Interessen starben, ebenso von den nach Haiti verschleppten Sklaven Westafrikas. Das Bruchstückhafte solcher Lebensläufe spiegelt sich in der fragmentarischen, vielstimmigen Form ihrer Lyrik. Es entsteht ein poetischer Kosmos, in dem die Kulturen verschmelzen und Identitäten ihre Vielfalt bewahren. Kandés Poesie, die Linien zieht von der griechischen Antike bis zur mündlichen Kultur Senegals, beschwört die poetische Kraft des Erinnerns herauf. Sie ist eine „Heldenerzählung mit alternativem Geschichtsverlauf" (F.A.Z.).
Sylvie Kandé, bretonisch-senegalesischer Herkunft, ist Dichterin und lehrt Afrikanische Geschichte an der State University of New York. Für ihr 2011 bei Gallimard veröffentlichtes Neoepos "La quête infinie de l'autre rive" ("Die unendliche Suche nach dem anderen Ufer") erhielt sie 2017 den Prix Lucienne Gracia-Vincent der Fondation Saint-John Perse. Im selben Jahr wurde sie Preisträgerin des Prix Louise-Labé für ihr 2016 bei Gallimard erschienenes Buch "Gestuaire".
Edition Lyrik Kabinett bei Hanser
In dieser Reihe erscheinen seit 2006 zwei bis drei Lyrik-Bände pro Jahr, viele von ihnen zweisprachig. Gründungsherausgeber der Reihe sind Ursula Haeusgen, Michael Krüger und Raoul Schrott. Weiterer Herausgeber von 2016 bis 2019 war Wolfgang Matz, seit 2019 Piero Salabè. Seit 2021 sind die Herausgeber Michael Krüger, Piero Salabè und Holger Pils.
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