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Birkenlicht

Gedichte, sagt Hans Krieger, kann man über alles schreiben, über „Gott und die Welt“ sozusagen – aber nur, wenn es einem wirklich um Gott und die Welt geht. Mit Heine nennt er das Gedicht gern „heiliges Spielzeug“. Spiel der Formen und Klänge also, aber mit ganzem Einsatz. Der neue Gedichtband, sein neunter, spielt mit der entschwindenden Natur, den Geheimnissen der Sprache, den Stolperfallen des Erkennens und einem verfremdenden Blick auf Figuren der griechischen Mythologie. Ihre Energie gewinnen die Gedichte aus Rhythmus und Klang. Der Lyriker und Publizist Hans Krieger wurde 1933 in Frankfurt am Main geboren und lebt seit 1960 in München. Die Malerin Christine Rieck-Sonntag hat das Buch mit Zeichnungen kontrapunktiert. Einige ihrer Birkenbilder sind vom Abend der Lesung bis zum 8. Februar 2016 im Lyrik Kabinett zu sehen. Zu ihrem Werk: www.crs-art.de. Albert von Schirnding (geb. 1935) ist zu vieles, um es hier aufzuzählen, vor allem ist er selbst Dichter und passionierter hochsensibler Lyrik-Leser. 2015 erschienen von ihm Höhersteigen. Gedichte und Jugend, gestern.

Schattengebet

Graublau bordeauxrot aprikosengolden
olivgrün eierschalenweiß und malvenfahl
auf schwanker Leine flatternd ausgespannt
quer durch die Sonne überm Gassengrund
banale Wäsche nur nicht Segenssprüche
kein Götteranruf auf bedruckter Seide
nur T-Shirt Socken Handtuch Hemd und Unterhosen
mit ihren Schatten spielt die Kinderhand des Windes
und zeichnet zitternd auf den blanken Teer
die Hieroglyphenschrift des Lobgesangs.

Hans Krieger,
aus: Birkenlicht (Elfenbein 2015), S. 9.

Birkenlicht

Hans Krieger
liest aus seinem neuen Gedichtband

Einführung: Albert von Schirnding

Mit einer Ausstellung
von Christine Rieck-Sonntag

Montag, den 01.02.2016
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei