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A Language That is Ever Green
Ein Abend mit Gedichten von John Clare
Mit Manfred Pfister und Irmtraud Huber

John Clare (1793-1864) wird heute – nach einem Jahrhundert fast völliger Vergessenheit – als einer der wichtigsten Pioniere des Nature writing und des lyrischen ecocriticism bewundert und gefeiert. Aufgewachsen im zentralenglischen Northamptonshire, in einem nahezu analphabetischen Elternhaus, wird er zum Prototyp des „peasant poet“, des ‚Landlebendichters‘, der auf der Schwelle zur industriellen Revolution eine Sprache der Naturerkundung von einzigartiger Präzision und anrührender Unmittelbarkeit entwickelte. Die letzten 27 Jahre seines Lebens verbrachte er in einer psychiatrischen Anstalt, dort entstand ein Großteil seines lyrischen Werks. 2021 erschien erstmals ein eigener Band mit Clares Gedichten (nachdem Esther Kinsky einzelne davon und Clares autobiographische Notizen übersetzte), in einer zweisprachigen, sorgfältig kuratierten Sammlung im Verlag Das kulturelle Gedächtnis, übersetzt, herausgegeben und kommentiert von Manfred Pfister. Geboren 1943, lehrte er als Professor für Englische Literaturwissenschaft bis zu seiner Emeritierung (2008), zuletzt an der FU Berlin, und ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Mit dem Referenzwerk Das Drama und anderer akademischer Forschung schrieb er Wissenschaftsgeschichte und trat auch mit zahlreichen Übersetzungen und Editionen hervor (etwa zu Shakespeares Sonetten in ihrer globalen Rezeption). Irmtraud Huber, Akademische Rätin am Institut für Anglistik und Amerikanistik der LMU, wurde mit einer Arbeit zur Literatur nach der Postmoderne promoviert und hat kürzlich ihr Habilitationsprojekt zu Veränderungen der Zeitauffassungen und -erfahrungen im Viktorianischen Zeitalter und deren Auswirkungen auf die Dichtung zum Abschluss gebracht.

To John Clare

Well, honest John, how fare you now at home
The spring is come, and birds are building nests
The old cock-robin to the sty is come
With olive feathers and its ruddy breast
And the old cock, with wattles and red comb
Struts with the hens, and seems to like some best
Then crows, and looks about for little crumbs
Swept out by little folks an hour ago
The pigs sleep in the sty; the bookman comes
The little boy lets home-close nesting go
And pockets tops and taws,
where daisies blow
To look at the new number just laid down
With lots of pictures, and good stories too
And Jack the Giant-killer’s high renown.

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An John Clare

Nun, wackrer John, wie geht es Dir daheim?
S’ist Frühjahr und die Vögel nisten schon
Rotkehlchens Hahn kehrt in den Stall wieder ein
Olivgrün die Federn, die Kehle rostrot im Ton
Gockel mit Läppchen und Kamm rot geschwellt
Wirft sich vor Lieblingshennen in die Brust
Kräht lauthals auf und pickt nach Krumen im Feld
Von Wichteln grade verstreut mit heimlicher Lust
Schwein schläft im Stall, dann kommt der Büchermann:
Der kleine Bub lässt nun den Nestraub sein
Und steckt die Kreisel und die Murmeln ein
Wo Gänseblümchen blühn zum Frühlingsfest,
Um gleich das neue Heftchen anzuschau'n
Von Bildern voll und schönen Mären traun
Von Jack dem Riesentöter und all dem Rest.

John Clare, wie in: A Language That is Ever Green. Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Manfred Pfister, Verlag Das Kulturelle Gedächtnis 2021, S. 260f.

 

A Language
That is Ever Green

Ein Abend
mit Gedichten von
John Clare

Mit
Manfred Pfister
und
Irmtraud Huber

Donnerstag, den 24.02.2022
19:00 Uhr

Lyrik-Bibliothek
Amalienstr. 83a
 

Eintritt: € 8 / erm. € 6
Bitte anmelden:
info (at) lyrik-kabinett.de.
Es gilt die 2G-Regel
(Zutritt für
Genesene und Geimpfte –
jeweils mit Nachweis.)
Die Lesung ist wenige Tage nach der Veranstaltung nachzuhören auf www.dichterlesen.net.