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Es gibt diese Stadt am Rande von Europa…

Krakau war schon immer ein Ort besonderer Art – zu Beginn des 20. Jahrhunderts ebenso wie während der deutschen Okkupation, in Zeiten des Kommunismus und in den Jahren nach der Wende. Eine Stadt, die nicht nur durch ihre Schönheit bestach, sondern auch viele Inseln geistiger und künstlerischer Freiheit in sich barg, in die Kulturschaffende aller Couleurs nur allzu gern eintauchten: Maler, Bildhauer, Architekten, Musiker, Wissenschaftler, Journalisten und vor allem Schriftsteller. Daran hat sich bis heute nichts geändert - im Gegenteil, auf keine andere polnische Stadt trifft die Bezeichnung „Literatenhochburg“ besser zu als auf Krakau. Wislawa Szymborska und der vor kurzem verstorbene Czeslaw Milosz, Stanislaw Lem, Slawomir Mrozek, Adam Zagajewski, Ewa Lipska, Ryszard Krynicki und viele andere: Für sie alle hat die Stadt eine einzigartige Anziehungskraft, die einen selbst dann nicht loslässt, wenn man jahrelang an einem anderen Ort lebt. Das weiß auch Marta Kijowska aus eigener Erfahrung: Die in Krakau geborene Kulturjournalistin wohnt seit vielen Jahren in München, doch in die Stadt ihrer Jugend kehrt sie immer wieder zurück. Diesmal in ihrem Buch, in dem sie die geistige und literarische Geschichte Krakaus erzählt.

Marta Kijowska, geb. 1955 in Krakau, studierte Germanistik in Krakau und München; 1986/87 Dozentin an der LMU; arbeitete u. a. für das Goethe-Institut Krakau und als Redakteurin des Kindler und verfasste zahlreiche Lexikonartikel zur polnischen Literatur. 2003 erschien von ihr im Aufbau-Verlag Der letzte Gerechte. Andrzej Szczypiorski. Eine Biographie.

Sabine Kastius, geb. in Hamburg, gelernte Verlagsbuchhändlerin; seit 1988 Sprecherin (BR u.a., div. Dokumentarfilmproduktionen), Lesungen seit 1998 (u.a. Goethe Forum, Neue Pinakothek). Seit 2002 tritt sie mit eigenen Programmen auf.

Tak wiêc wrócilem tutaj z wielkich stolic,

Do miasteczka w kotlinie pot wzgórzem katedry

Z grobami królów. Na rynek pod wiez¹,

Z której przenikliwy glos tr¹bki obwieszcza poludnie,

Urywaj¹c, bo znów trêbacza przebija tatarska strzala.


Ich bin also hierher zurückgekehrt, aus den Metropolen

in die kleine Stadt im Kessel unter dem Domhügel

mit den Königsgrüften. Auf den Markt unter dem Turm,

von dem herab die Trompetenstimme lauthals den Mittag verkündet,

abreißt, weil wieder ein Tatarenpfeil den Trompeter durchbohrt.

Czeslaw Milosz: „Powrót do Kakowa w roku 1980“
„Rückkehr nach Krakau im Jahre 1980“, übers. von Ursula Kiermeier

Es gibt diese Stadt am Rande von Europa…

Marta Kijowskaliest aus ihrem Buch
Krakau. Spaziergang durch eine Dichterstadt
(dtv 2005).

Sprecherin: Sabine Kastius

Montag, den 26.09.2005
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3 / U6 Haltestelle Universität)

Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.

Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei