Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Gunnar Ekelöf, geboren 1907 in Stockholm und gestorben 1968 in der alten Stadt Sigtuna, war nicht nur der kühnste und intelligenteste Dichter Skandinaviens, er war der Archipoet der lyrischen Moderne. Zeit seines Lebens arbeitete er an einer Poetik der Einsamkeit. Die Einsamkeit war ihm eine Art Perpetuum Mobile, in dem das ewig gleiche Nichts in unterschiedlichen Gestalten mahlt. In seinen Gedichten komponierte er eine fugenhafte Litanei über die Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz: „ich will nicht sterben ich will nicht sterben / und kann doch nicht leben / ... es ist spät auf erden.“
Im März 1965 widerfuhr Ekelöf eine mystische Offenbarung. Nach dem Besuch einer kleinen griechischen Kapelle in Istanbul erschien ihm eine „Jungfrau aus Feuer und Nichts“. Aus diesem Erlebnis speist sich sein großes lyrisches Spätwerk.
Über die Intensitäten des Dichters Ekelöf sprechen die Dichter Nico Bleutge (Berlin) und Norbert Lange (Berlin) und der Literaturkritiker Michael Braun (Heidelberg).
Wenn man es soweit gebracht hat wie ich in der Sinnlosigkeit
wird jedes Wort erneut interessant:
Fundstücke im Erdreich
die man mit archäologischem Spaten wendet:
Das kleine Wörtchen du
vielleicht eine Glasperle
die hing einst an jemandes Hals
Das große Wort ich
vielleicht ein Feuersteinscherben
mit dem schabte jemand zahnlos sein zähes
Fleisch
Gunnar Ekelöf,
aus: Strountes/Unfoug. Aus dem Schwedischen von Klaus-Jürgen Liedtke, Kleinheinrich 2001, S. 39
Es ist spät auf Erden
Gunnar Ekelöf
(1907-1968):
Archipoet der Moderne
Lesung und Gespräch mit
Nico Bleutge, Norbert Lange und Michael Braun
Amalienstrasse 83a / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Nordistik der LMU
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei