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Frauen | Lyrik
Anna Bers im Gespräch mit Nora Zapf

Frauen | Lyrik. Der Titel der Lyrikanthologie, die 2020 von Anna Bers herausgegeben wurde, wirft mit dem mittig gesetzten, senkrechten Strich Fragen auf. Dies Sonderzeichen kann als mögliche Trennstelle eines Wortes stehen, aber auch für Datenstrom, wird es doch im Programmierjargon auch "Pipe" oder "Pipeline" genannt. Wie verhalten sich die beiden Lexeme, Begriffe, Konzepte oder Ideen Frauen und Lyrik zueinander? Was sind sie: Wie nah beieinander? Geht es um einen Schnitt in der Geschichte, Frauen in der Lyrik, aus der Lyrik, um Frauenlyrik oder Lyrikfrauen gar? Was sollte das sein? Die von Insa Wilke begeistert als „Epochenbuch“ bezeichnete Sammlung lockt experimentelle Lesebewegungen hervor, spielt mit Konzepten, verweigert neue Kanonbildung. Die Lektüre der über 500 Gedichte – vom 9. bis zum 21. Jahrhundert, meist von Frauen, doch auch von Männern – regen ein Nachdenken an über den „weiblichen Blick“, Kanon, Emanzipation und Literaturgeschichte. Nora Zapf spricht mit Anna Bers über ihre Auswahl und die Ideen zum Buch – mit Video-Gedichteinspielungen von Rike Scheffler u.v.a. Anna Bers ist Germanistin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Germanistik der Universität Göttingen. Sie ist Mitherausgeberin des Bandes Phänomene des Performativen in der Lyrik. Nora Zapf ist Lyrikerin und Übersetzerin aus dem Spanischen und Portugiesischen, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hispanistik Innsbruck (Lateinamerikanistik) und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Lyrik Kabinett. Letzter Band: Dioden, wie es Nacht (vierhändig), parasitenpresse 2021.

schau mein fordern, schöpf obendrauf, schütt münder voll,
oder schaufei auf: heugabel. mond ohne vorwand, anus, klon.
lästig schädel hinterm ohr. wo du auch warst, spuck auf die
                                                                                 Schwielen,
weiter, das bringt glück, hinter deinem kinn, schöpfen, liegt
eine schäm, die einnimmt, was sich ihr entzieht, ein
                                                                              schmuckstück
und ich schwitze, will dich schützen, nadel, kimme,
                                                                       bloß liegen: hier.
wir haben den Vorhang vergessen, die wirbel knicken,
                                                                      ich brech dir kein haar.

Rike Scheffler, aus: Frauen | Lyrik. Im Auftrag der Wüstenrot Stiftung herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Anna Bers, Reclam Verlag 2021, S. 645.

Frauen | Lyrik

Anna Bers
im Gespräch
mit Nora Zapf

Ein Abend
mit der Herausgeberin
der großen, neuen
Anthologie bei Reclam

Mittwoch, den 28.07.2021
19:00 Uhr

Online-Veranstaltung
auf dem YouTube-Kanal
des Lyrik Kabinetts
und nachzuhören auf
www.dichterlesen.net.