Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Das weltberühmte Gemälde Briefleserin in Blau von Johannes Vermeer (1632–1675) wird in diesem Sommer in der Alten Pinakothek zu Gast sein. Aus diesem Anlass liest Ludwig Steinherr (geb. 1962), dessen Werk wie kaum ein anderes der Gegenwartslyrik von Vermeer inspiriert und geprägt ist, vor diesem Meisterwerk des Goldenen Zeitalters. Die Auswahl der Gedichte zu Vermeer spannt einen Licht-Bogen von der Malerei zur Poesie – und über Steinherrs Schreiben aus zwei Jahrzehnten.
Zu den Lesungen erscheint auch ein neuer Band Steinherrs Briefleserin in Blau, der ein facettenreiches Kaleidoskop seiner Vermeer-Reflexionen versammelt und zugleich die Stilwandlungen und bildschöpferische Sprachmacht des Dichters erleben lässt. Näheres zu dem Band hier.
Vermeer
Es gibt das Licht
damit es die Dinge geben kann
Es gibt die Dinge damit es
das Licht geben kann
Die Schwangere liest den Brief ohne Worte
Sie liest das Licht und kommt
an kein Ende
Jedes Land auf der gilbenden Karte
ist eben erst entdeckt und sucht
seine Farbe
Die Perlen blicken dich an wie Augen
Ein rotes Knäuel Lichtgewirr
rutscht aus dem Klöppelkissen
Wie groß ist die Arbeit das Licht
in das Licht zu verknoten
Die Hand ruht aus am halb
geöffneten Fenster
Das Licht ist von innen so stark
wie von außen
Wir lernen die tonlose Musik zu hören
Das Licht geschieht geschieht geschieht
Gesichter entstehen für den Augenblick
Das Licht verlangt nicht daß sie
die Finsternis begreifen
Ludwig Steinherr, aus: Briefleserin in Blau. Gedichte zu Vermeer. Mit einem Vorwort von Bernhard Maaz. Allitera 2018.
Im Zweifel für das Licht
Ludwig Steinherr
liest Gedichte
zum Werk von
Johannes Vermeer
Lesungsdauer ca. 20 Minuten
Veranstaltungsort:
Alte Pinakothek
Barer Str. 27
80333 München
In der Ausstellung
Briefleserin in Blau,
3.7.-30.9.2018
Eintritt in die Sammlung:
€ 7 / erm. € 5
Lesung kostenfrei