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lieder an das große nichts
Lesung, Gespräch und Musik mit
Juliane Liebert
Moderation: Christian Metz

„wir brauchen strohfeuer, leuchtbotschaften, die einsamen, die lauten, / die leichten dinge: herzrasen, wasserstoffbomben, popcorn“ – mit dieser vielschichtigen Forderung eröffnet Juliane Liebert ihr gefeiertes Lyrikdebüt lieder an das große nichts, ein Sammlung von unmittelbar unter die Haut gehenden, ernsten oder pointiert witzigen und vor allem präzise erlebten Abrechnungen mit Alltag, Jungsein, Großstadt, Alkohol, Liebe und Tod. Über die Gedichte – einige entstanden schon in ihrem 16. Lebensjahr, andere in neuerer Zeit – sagt Liebert selbst: „Sie müssen sich immer um etwas Essenzielles drehen. Ich bemühe mich, eine Sache aufzuschreiben, die ich so noch nie gesehen oder beschrieben habe, die also den Text besonders macht.“ Mit Christian Metz spricht sie über Pop und Poesie, Musik und Lyrik, Schimpf- und Koseworte, das kleine Alles und das große Nichts, liest ihre Gedichte und ist – als besondere Rarität – auch musikalisch zu hören, zusammen mit Ani Mijatovic.

Juliane Liebert, geboren 1989 in Halle an der Saale, arbeitet als freie Autorin und Journalistin (SZ, Zeit, Spiegel). 2020 erschien von ihr der essayistische Band Hurensöhne! Über die Schönheit und Notwendigkeit des Schimpfens (starfruit publications). Christian Metz, geboren 1975, habilitierte sich in Germanistik, verfasst regelmäßig Besprechungen für die FAZ und veröffentlichte 2018 einen der wichtigsten Beiträge zur Theorie des heutigen Lyrikpanoramas: Poetisch denken (S. Fischer).

Portrait

er nannte sie das letzte einhorn
sie war in wirklichkeit ein pferd
sie wollte nicht bezaubert
sie wollte geritten werden, sie war gerne bei
lieber unter ihm, sie war durchaus
aussagekräftig, ein schön geschwungenes
fragezeichen, eine verlegene stille
sie wollte sich fortpflanzen
aber nicht hier in der provinz
lieber in havanna der schweiz oder
im irak besser nicht sie war
eher der empathische typ
sie war empfindsam, eine nixe
zum einschlafen zählte sie schafe
mit schwimmreifen, fing sie eines,
ertrank es, es tat ihr
alles leid was lebte sie liebte
doch menschen wie tiere sie fand
sogar das mit der selbstliebe
gut aber die schlampe wollte
ihre gefühle partout
nicht erwidern

Juliane Liebert, aus: lieder an das große nichts. Suhrkamp 2021, S. 45.

lieder an das große nichts

Lesung,
Gespräch
und Musik
mit
Juliane Liebert

Moderation:
Christian Metz

Dienstag, den 15.06.2021
19:00 Uhr

Online-Veranstaltung
auf unserem
YouTube-Kanal;
außerdem nachzuhören
auf www.dichterlesen.net.