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auf dem Weg zu tieferem Einverständnis
Mirko Bonné liest aus seinen Gedichten
und Gedichtübersetzungen
und führt darüber ein Gespräch
mit Claudia Schattmann

Der Romancier und Übersetzer Mirko Bonné sagt von sich selbst: „Ich komme vom Gedicht. In jedem Satz, den ich schreibe, klingt ein möglicher Vers an.“ Und mit solchen Gedichten, die er seit ca. drei Jahrzehnten schreibt und die unter anderem in seinen Bänden Die Republik der Silberfische (2008), Traklpark (2012) und Wimpern und Asche (2018) versammelt sind, genießt er schon seit langem die Wertschätzung der Leser: eine lyrische Stimme von verspielter Eindringlichkeit, die Naturbefragung, Erinnerung und Lektüreerlebnisse auf unverwechselbare Weise verquickt. Im Frühjahr 2022 werden Bonnés Gedichtbände Langrenus (1994), Gelenkiges Geschöpf (1996) und Hibiskus Code (2003) gemeinsam mit verstreut erschienener Lyrik der Jahre 1990-2004 neu veröffentlicht: Elis in Venedig wird die Sammlung mit frühen Gedichten heißen. Als Ausblick auf das Buch stellt Bonné einen Querschnitt durch sein lyrisches Schaffen vor, daneben Gedichtübersetzungen, die sein Schreiben verändert haben. Seine übersetzerische Faszination durch den englischen Romantiker John Keats hat Bonné bereits 2016 in der Reihe Zwiesprachen des Lyrik Kabinetts reflektiert, weitere Übersetzungen, aus denen er lesen wird, gelten Gedichten unter anderem von Robert Creeley, E. E. Cummings, Emily Dickinson, Grace Paley und Rutger Kopland. Claudia Schattmann-Kuntschner lehrt am Institut für Anglistik und Amerikanistik der LMU und betreut dort den Masterstudiengang Literarisches Übersetzen.

Idiom

Erschüttert ich beiß mich besänftigt
im Zimmer am Tisch fest und wieder
erschüttert richt ich mich auf
an meinem geheimen Idiom.

Was hab ich verloren seit auch
mich das Inferno der Sprache
auf dem Weg zu tieferem Einverständnis
voranwälzt erschüttert den Glauben

unterscheiden zu können die Worte von
ihrem Wert auf der Zunge besänftigt Zeit
für Elegien erschüttert auf die Leblosigkeit
wenn ich nicht mehr hinausgeh besänftigt.

Immer öfter nur in Gedanken
leg ich Wege zurück Regen im Kopf
niedergeschlagene Anemonen erschüttert
besänftigt. Ich bau eine Stadt

aus Sätzen nicht zu betreten doch
in der ich in allen Häuserzeilen zu Haus bin hier
liegt alles nah beieinander erschüttert
besänftigt in seinem Idiom.

Mirko Bonné, aus: Gelenkiges Geschöpf. Rospo 1996, S. 71

auf dem Weg zu tieferem Einverständnis

Mirko Bonné
liest aus seinen Gedichten
und Gedichtübersetzungen
und führt darüber
ein Gespräch mit
Claudia Schattmann

Freitag, den 19.11.2021
19:00 Uhr

Lyrik-Bibliothek
Amalienstr. 83a
 

Bitte anmelden:
info (at) lyrik-kabinett.de.
Es gilt die 2G-Regel
(Zutritt für
Genesene und Geimpfte –
jeweils mit Nachweis.)
Die Lesung ist wenige Tage nach der Veranstaltung nachzuhören auf www.dichterlesen.net.