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Patrizia Valduga und Giovanni Raboni: "Quare tristis?"

Patrizia Valduga, geb. 1953 in Castelfranco Veneto (in der Provinz Treviso), wandte sich nach einem dreijährigen Medizinstudium der Literatur zu. Gegenwärtig lebt sie in Mailand, wo sie sich neben einer publizistischen Tätigkeit vor allem internationalen Übersetzungen widmet (Mallarmé, Valéry; Céline, Cocteau, Molière, Donne, Shakespeare). 1983 gründete sie die Lyrikzeitschrift Poesia, deren Herausgeberin sie für ein Jahr blieb. Ihre Gedichte beschwören in dem ‚Sangeszauber' einer extrem ausgefeilten Metrik eine Intensität des Eros, die im zeitgenössischen italienischen Panorama nicht ihresgleichen hat. Von ihren Gedichten (Medicamenta (1982); Medicamenta e altri medicamenta (1989); Donna di dolori (1991); Requiem (1994; Premio Città dello Stretto); Cento quartine e altre storie d'amore (1997), Corsia degli incurabili (1996) existieren kaum deutsche Übersetzungen.

Giovanni Raboni, geb. 1932 in Mailand, studierte Jura und arbeitete mehrere Jahre lang als Rechtsanwalt u. Verlagsberater. Dann wandte er sich einer Journalistentätigkeit zu - zunächst als Film-, dann als Literatur- u. Theaterkritiker. Seine Übersetzungen a. d. Französischen umfassen Racine, Flaubert, Baudelaire und Prousts gesamte Recherche, für die er 1994 den Übersetzerpreis 'Aristeion' gewann. Seine Lyrik - u.a. in Le case della Vetra (1966); Cadenza d'inganno (1975); Il più freddo anno di grazia (1978); Nel grave sogno (1982); Canzonette mortali (1986); A tanto caro sangue (1988); Versi guerrieri e amorosi (1990); Ogni terzo pensiero (1993); Quare tristis (1999) - verpflichtet sich auf eine demütige-exakte Aufzeichnung der seelischen Turbulenzen des Alltags und vor allem der Empfindung der Vergänglichkeit.

Michael Rössner ist Dozent der Romanistik an der Universität München sowie Schriftsteller, Übersetzer und Vorsitzender des Deutschen Pirandello-Zentrums.

Pia-Elisabeth Leuschner, geb.1966, promovierte über die englische und deutsche Romantik, ist freie Mitarbeiterin des Lyrik Kabinetts und z.Z. für die Universität Köln tätig.

Poi goccia a goccia misuro le ore.

Nel tutto buio, sotto il mio dolore,

più giù del buio della notte affondo.

Scena muta di sogno, ombra di mondo,

un niente di due tutti e didue vite,

piccola eternità e ore infinite,

oienissime di me, viva di un cuore

che mi sgocciola via senza rumore,

in me rigorgo per trovare senso.

Oh, se fa male! Mi fa un male immenso!

ma non sento più niente, se ci penso.

Patrizia Valduga: aus "Donna di dolori", 1991</span

So gehen Tropfen um Tropfen die Stunden.

In Schwärze, in Dunkel, in Schmerz versunken

falle ich tiefer ins Dunkel, ich falle,

bin Traum, bin stumm, ein Schatten von allem,

ein Nichts, das von zwei Leben bleibt,

unendliche Stunde und kurze Ewigkeit,

ganz von mir, von meinem Herzen erfüllt,

das lautlos tropfenweise entquillt,

ich bin ein Wirbel, ein Gurgeln aus Schmerz,

ein Schmerz des Geistes, der mich quält,

um meine - um eine größere Welt.

Aus dem Italienischen von Christine Wolter

“Quare tristis?“

Patrizia Valduga
(20 Uhr)
und
Giovanni Raboni
(18 Uhr)
lesen aus ihren Texten.
(italienisch/deutsch)

Einführung und Moderation:

Michael Rössner und Pia-Elisabeth Leuschner

Montag, den 26.06.2000
18:00 Uhr

IBZ - Internationales Begegnungszentrum

der Wissenschaft, Amalienstr. 38

(U 3 / U 6 Universität)

5. Lesung der Reihe POESIA 2000
Zwischen den Lesungen laden wir ein zu einem Glas Wein.

Eintritt: DM 10,- / DM 7,-
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei