Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
W. S. Merwin, der „Großmeister des amerikanischen Gedichts“ (Nico Bleutge, DLF Kultur), war einer der großen Staunenden der Literatur. Und er war ein unermüdlicher Gärtner: morgens Gedichte schreiben, nachmittags Palmen pflanzen, war seine Devise. Das prägte das Ethos seiner Übersetzungen wie seiner meditativen Gedichte. In ihnen sprach er von Liebe, Alter und Verlust, aber auch von der Zerstörung der Natur, als dies noch auf keiner Agenda stand: Nirgends sind so viele bedrohte Baumarten versammelt wie in seinem Palmengarten auf Hawaii. Er veröffentlichte über 25 Gedichtbände und wurde mit fast jedem Literaturpreis der USA bedacht. Merwins Übersetzer Hans Jürgen Balmes und die Lyrikerin Marion Poschmann erinnern an den Dichter, lesen aus seiner Lyrik, diskutieren über sein Werk und zeigen Ausschnitte aus einem Film, der ihn mit seinen Gedichten in seinen Gärten zeigt: Even Though the Whole World Is Burning. Marion Poschmann, geboren 1969, schreibt Gedichte, Romane und Essays. Zuletzt erschien ihr Gedichtband Nimbus (Suhrkamp 2020). Hans Jürgen Balmes, geboren 1958, ist Lektor im S. Fischer Verlag und Mitherausgeber der Neuen Rundschau.
Separation
Your absence has gone through me
Like thread through a needle.
Everything I do is stitched with its color.
Trennung
Deine Abwesenheit durchfuhr mich
Wie der Faden die Nadel.
Alles, was ich tue, ein Stich, trägt seine Farbe.
W. S. Merwin, aus: Nach den Libellen. Aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Hans Jürgen Balmes. Edition Lyrik Kabinett, Hanser 2018, S. 6f.