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Später

Günter Eich ist einer der wichtigsten deutschsprachigen Lyriker der Nachkriegszeit. Der allgemeinen Anerkennung seines literarischen Rangs steht die unterschiedliche Einschätzung seiner divergenten Facetten gegenüber: Hat er besonders als naturlyrischer, sprachmagischer, hermetischer, politisch engagierter, sprachskeptischer oder Nonsense-Dichter Bedeutung erlangt? Gibt es einen Bruch zwischen dem frühen und dem Spätwerk oder besteht eine untergründige Kontinuität? Michael Braun und Axel Sanjosé versuchen, ebenso kontrovers wie „mit List / die Fragen aufzuspüren / hinter dem breiten Rücken der Antworten.“ Am 1. Februar dieses Jahres wäre Eich 101 Jahre alt geworden – ein guter Anlass also, am Vorabend ein paar Maulwürfe auszugraben und Unrecht zu behalten.

Michael Braun, geb. 1958 in Hauenstein/Pfalz, studierte Germanistik und Philosophie und lebt heute als Literaturkritiker in Heidelberg. Er ist Mitarbeiter u. a. des Deutschlandfunks, der NZZ, der FR und des Freitag, Autor von Kritiken und Essays zur Gegenwartslyrik und -poetik sowie Herausgeber von Anthologien, u. a. Punktzeit. Deutschsprachige Lyrik der achtziger Jahre; Das verlorene Alphabet. Deutschsprachige Lyrik der neunziger Jahre (beide mit Hans Thill); Der zertrümmerte Orpheus. Über Dichtung. Seit 2006 ist er außerdem für den täglichen Beitrag zum Lyrikkalender im Deutschlandfunk verantwortlich.

Àxel Sanjosé, geb. 1960 in Barcelona, lebt in München. Lyriker und Lyrikübersetzer. Er studierte Deutsche Philologie, ist hauptberuflich für das Designbüro KMS tätig und hat einen Lehrauftrag am Institut für Komparatistik der LMU. 2007 erschienen die von ihm übersetzten Bände E. Casasses / E. Escoffet / A. Pons / V. Sunyol: vier nach. Katalanische Lyrik nach der Avantgarde (Lyrik Kabinett) und Pere Gimferrer: Die Spiegel. Der öde Raum (Hanser).

Später

Erfahrungen abdrehen
und ungehemmt
zählen bis
93, auch weiter.

Jedenfalls
für die Silvesternacht
1999
bin ich verabredet.
Weiter im Gebirge, auf
einem Kanapee,
freue mich, man hat
wenig Abwechslung.


Günter Eich,
aus: Nach Seumes Papieren (1972)

Später

Günter Eich (1907–1972) zum 101. Geburtstag.

Ein Abend mit: Michael Braun und Àxel Sanjosé

Donnerstag, den 31.01.2008
20:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei